Artikel 34 – Wie kann ich mit meiner Ernährung zum Klimaschutz beitragen und kann man sich klimafreundliche Ernährung überhaupt leisten?
Herzlich willkommen! Wir freuen uns sehr, dass Sie da sind!
Fragen Sie sich auch, was Sie denn als Einzelne*r im Kampf gegen den Klimawandel tun können?
Die gute Nachricht: Effizienter Klimaschutz kann schon mit dem täglichen Lebensmitteleinkauf beginnen!
Durch individuelle Ernährungsanpassung können wir bereits jede Menge CO2 einsparen und unseren eigenen ökologischen Fußabdruck verringern. Eine Studie des WWF[1] zeigt, wieviel gesunde und klimafreundliche Ernährung kostet und welches Einkaufsverhalten am klimafreundlichsten ist. In diesem Artikel erfahren Sie, welchen Einfluss Ihr eigenes Einkaufsverhalten auf das Klima hat und wie Sie durch Ihre Ernährung einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können.
Klimaschutz durch bewusste Ernährung
Die Ernährung spielt im Kampf gegen den Klimawandel eine wichtige Rolle. In Österreich liegt der Anteil der Treibhausgas-Emissionen in der Lebensmittelherstellung bei etwa 20-30% der gesamten Treibhausgas-Emissionen des Landes[2].
Fast ein Drittel des österreichischen Treibhausgas-Emissionen ist damit von der Ernährung seiner Einwohner*innen abhängig!
Insbesondere tierische Produkte schneiden dabei schlecht ab. Fleisch oder Milchprodukte haben deutlich höhere Emissionswerte (etwa 8-30-mal so hoch[3]) als etwa Hülsenfrüchte oder Gemüse. Dabei spielt auch der Flächenverbrauch eine große Rolle. Tierhaltung generell, sowie die dafür notwendigen Produkte (Dünger oder Futtermittel), erfordern großräumigen Anbau. Zahlreiche Lebensmittel müssen etwa aus Übersee nach Europa transportiert werden und haben daher lange Transportwege. Darüber hinaus weist der nicht-biologische Anbau häufig einen enormen Ressourcenverbrauch (etwa von Dünger und Wasser) auf.
Die gute Nachricht ist: Durch individuelle Ernährungsumstellung kann jede*r Einzelne zur Reduktion von Treibhausgasen beitragen!
Die vom WWF Österreich in Auftrag gegebene Studie „BIO, GESUND UND LEISTBAR – GEHT DAS? Auswirkungen eines geänderten Einkaufverhaltens auf Kosten und Klimawandel“ (2019)[4] stellt unterschiedliche Einkaufsverhalten einander gegenüber und vergleicht dabei
Im Folgenden werden die wesentlichen Ergebnisse der Studie[5] vorgestellt und die individuellen Möglichkeiten für eine klimafreundliche Ernährung erläutert.
Wie sieht der Umstieg auf eine klimafreundlichere Ernährung nun konkret aus?
1. Wechsel zu einer gesünderen Ernährung
Eine Möglichkeit bietet die Veränderung des eigenen Konsumverhaltens mit einer Umstellung von derzeitigen
Dabei wird als Referenzwert anhand österreichischer Daten ein durchschnittlicher wöchentlicher Einkauf von Lebensmitteln einer vierköpfigen Familie (zwei Erwachsene und zwei Jugendliche unter 14 Jahren) herangezogen.[6]
Wie sieht eine gesündere Ernährung aus?
Um bei gleichbleibender Kalorienzufuhr einen Umstieg auf eine gesündere Ernährung zu ermöglichen, empfehlen die Deutsche und Österreichische Gesellschaft für Ernährung[7]
Durch gesündere Ernährung können die Treibhausgase deutlich reduziert werden!
Vor allem durch den Verzicht auf Fleisch und Fisch fallen geringere Emissionen in der Landwirtschaft, im Transport, in der Verarbeitung der Lebensmittel, im Handel sowie in der Industrie an. Beispielsweise verursacht Massentierhaltung mit den Methanausstößen von Kühen, dem Transport von Futtermitteln, der Verarbeitung (z.B. Schlachten) oder etwa der Herstellung von Düngemitteln sehr hohe Emissionswerte. Bei einer Umstellung einer vierköpfigen Familie auf eine gesündere Ernährung können nun pro Woche 17 kg CO2 (von 58 kg auf 41 kg) eingespart werden![8]
Das bedeutet der Umstieg von einer durchschnittlichen Ernährung auf eine gesunde Ernährung würde die Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft bereits um 29% reduzieren!
Das eher überraschende Ergebnis der Studie dabei ist:
Durch eine Umstellung unserer Ernährung helfen wir nicht nur dem Klima, sondern sparen zusätzlich beachtlich viel Geld!
Die Studie zum Einkaufsverhalten in Österreich orientiert sich an einem durchschnittlichen Warenkorb für eine vierköpfige Familie (also eine Zusammenstellung der für gewöhnlich gekauften Lebensmittel, berechnet auf der Basis von österreichischen Daten). Diese gibt pro Woche ca.119 € für den Einkauf von Lebensmitteln aus. Die Einkaufspreise der Familie würden mit dem Umstieg auf einen gesunden Warenkorb auf ca. 92 € sinken.[9]
Das bedeutet, dass
Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Ernährungswissenschaft fordert
Eine vegane Ernährung würde die THG-Emissionen natürlich noch deutlich weiter senken, weil Fleisch wie auch Milchprodukte wesentlich mehr THG verursachen als pflanzliche Alternativen!
2. Wechsel von konventionellen Lebensmitteln zu biologischen Lebensmitteln
Was aber, wenn jemand nicht auf sein Schnitzel verzichten möchte?[10] Eine Alternative zur Umstellung der eigenen Ernährungsgewohnheiten bietet der Umstieg auf Bio. Biologische Lebensmittel werden aus einer ökologischen Landwirtschaft gewonnen. Die EU gibt für diesen Anbau bestimmte Richtlinien vor, die auf
Für 2022 werden voraussichtlich auch neue Vorschriften in Kraft treten, die Kontrollen innerhalb der EU verschärfen und die mit dem Bio-Logo ausgezeichnete Produktionsprozesse und den biologischen Anbau bewerben und fördern sollen.[11]
Die Studie des WWF belegt, dass eine biologische Ernährung 17% weniger Treibhausgase produziert als eine konventionelle Ernährung (48 kg CO2 Ausstoß im Vergleich zu 58 kg).[12] Ohne auf zahlreiche gewohnte Lebensmittel zu verzichten, könnte daher die Wahl von biologischen Nahrungsmitteln bereits signifikant zur Reduzierung des eigenen ökologischen Fußabdruckes beitragen.
Biologische Lebensmittel sind jedoch teurer als konventionell erzeugte. Wer seine Ernährung nicht umstellen will, aber trotzdem dem Klima helfen will, kann dies mit einem Wechsel zu biologischen Lebensmitteln tun, muss aber ca. 39% höhere Kosten in Kauf nehmen (165,- € für den Wocheneinkauf anstatt 119,- €).[13]
Die Höhe der Mehrkosten verwundert sie möglicherweise. Der Grund liegt darin: Biofleisch ist noch deutlich teurer als Biogemüse. Zunächst müssen die Tiere mit biologischen Pflanzen ernährt werden (teurer). Weiters müssen die Tiere biologisch aufgezogen werden (ebenfalls teurer). Diese beiden Kostensteigerungen bewirken, dass Biofleisch um so viel teurer ist als konventionelles Fleisch. Und weil wir in diesem Szenario unseren Fleischkonsum ja nicht reduziert haben, schlägt der hohe Fleischpreis stark auf die Kosten durch.
Wie man vernünftige Kosten mit Bio verbinden kann, zeigen wir im nächsten Abschnitt.
Es gibt somit zwei Methoden dem Klima mit der eigenen Ernährung zu helfen:
Im Folgenden verbinden wir die zwei Methoden, um ihnen zu zeigen,
Dazu brauchen wir die untenstehende Grafik:
3. Ich möchte dem Klima helfen, kann mir aber keine höheren Kosten leisten – was kann ich tun?
Diese Frage ist wahrscheinlich für alle einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen relevant.
Die Antwort macht aber Mut:
Das ist eine THG-Reduktion von 38% gegenüber bisher!
4. Ich möchte dem Klima maximal helfen – was kann ich tun?
Sie stellen ihre Ernährung auf eine gesunde Ernährung um und kaufen nur mehr Biolebensmittel!
Zusammenfassung:
Klimafreundliche Ernährung kann sich jede*r leisten!
Klimafreundliche Ernährung leistet einen großen Beitrag zum Klimaschutz!
Bleiben Sie dran – hören Sie nicht auf zu lesen!
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
© Sofia Nappo 2021
[1] Schlatzer, M.; Lindenthal, T.: BIO, GESUND UND LEISTBAR – GEHT DAS? Auswirkungen eines geänderten Einkaufverhaltens auf Kosten und Klimawandel; FiBL Forschungsinstitut für biologischen Landbau; Im Auftrag von WWF Österreich; Februar 2019. Das ist eine großartige wissenschafltiche Studie weil etliche Elemente gesamthaft betrachtet warden: Gesundheit, Klimaauswirkungen, Essgewohnheiten, Landwirtschaftsformen, Kosten für Konsumenten.
[2] Lindenthal, T. (2020): Der CO2-Fussabdruck von Lebensmitteln - Wege einer klimafreundlichen Ernährung. Herbstausgabe natur&land. 106. JG. Heft 3. 2020; S. 53
[3] Lindenthal, T. (2020): Der CO2-Fussabdruck von Lebensmitteln - Wege einer klimafreundlichen Ernährung. Herbstausgabe natur&land. 106. JG. Heft 3. 2020; S. 53
[4] Schlatzer, M.; Lindenthal, T.: BIO, GESUND UND LEISTBAR – GEHT DAS?
[5] Schlatzer, M.; Lindenthal, T.: BIO, GESUND UND LEISTBAR – GEHT DAS?
[6] Schlatzer, M.; Lindenthal, T.: BIO, GESUND UND LEISTBAR – GEHT DAS? S.6
[7] Österreichische Gesellschaft für Ernährung: Allgemeine Ernährungsempfehlungen
[8] Schlatzer, M.; Lindenthal, T.: BIO, GESUND UND LEISTBAR – GEHT DAS? S.13
[9] Schlatzer, M.; Lindenthal, T.: BIO, GESUND UND LEISTBAR – GEHT DAS? S.12
[10] Oder seinen Fleischkonsum zumindest nicht reduzieren will.
[11] Bio-Landbau auf einen Blick. Offizielle Website der EU. Link: Bio-Landbau auf einen Blick (Letzter Zugriff am 04.09.2021).
[12] Schlatzer, M.; Lindenthal, T.: BIO, GESUND UND LEISTBAR – GEHT DAS? S.13
[13] Schlatzer, M.; Lindenthal, T.: BIO, GESUND UND LEISTBAR – GEHT DAS? S.12
[14] Schlatzer, M.; Lindenthal, T.: BIO, GESUND UND LEISTBAR – GEHT DAS? S.18
[15] Schlatzer, M.; Lindenthal, T.: BIO, GESUND UND LEISTBAR – GEHT DAS? S.18 S.21