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Artikel 8 - Die Bakterien in der Flasche

Herzlich willkommen! Wir freuen uns sehr, dass Sie da sind!

 

Im Artikel 7 haben wir nur Entwicklungen gesehen, die einen Verlauf hatten, ähnlich wie jener in der unteren Grafik die wir mit „Exponentiellem Wachstum“ bezeichnet haben. Entwicklungen, die erst kaum anwachsen, dann aber steigt die Kurve stark an und geht schließlich fast senkrecht nach oben. [1] [2]

Grafik: 8.1 Vergleich lineares und exponentielles Wachstum

Es gibt natürlich nicht nur exponentielles Wachstum, sondern auch andere Formen. In obiger Grafik zeigt die strichlierte Linie z.B. ein lineares Wachstum.[3]

 

Viele bedrohliche Entwicklungen zeigen jedoch ein exponentielles Wachstum!

 

Warum ist exponentielles Wachstum so gefährlich?

 

Um das zu verdeutlichen, erzähle ich Ihnen jene Geschichte,[4] die dies wohl am besten verdeutlicht.[5]

 

Stellen Sie sich eine Bakterienart vor die sich vermehrt, indem sie sich zweiteilt und so in jeder Minute ihre Anzahl verdoppelt. Aus diesen Zweien werden Vier, aus den Vieren werden Acht und so weiter. Nehmen wir an wir stecken ein Bakterium um 11:00 Uhr in eine Flasche und sehen mittags um 12:00 Uhr, dass die Flasche voll ist.

 

Überlegen Sie: Zu welchem Zeitpunkt ist die Flasche halb voll gewesen?

 

Die Antwort lautet – um 11:59 Uhr! Eine Minute vor 12:00 Uhr, weil sich die Anzahl jede Minute verdoppelt und daher in der letzten Minute aus der halb vollen Flasche eine ganz volle Flasche geworden ist!

 

Wenn nun Sie ein Bakterium in dieser Flasche wären, zu welchem Zeitpunkt würden Sie die Bedrohung mer­ken, dass Ihnen der Platz ausgeht? Um 11:55 Uhr, wenn die Flasche erst zu 1/32 voll ist und es somit noch 97% freien Raum gibt – wohl kaum!

 

Nehmen Sie nun an, dass die Bakterien, als ihnen nur noch eine Minute bleibt, drei neue Flaschen entdecken, die sie bevölkern können. Die Bakterien seufzen erleichtert auf: Sie haben noch um drei Flaschen mehr, als sie gedacht haben und damit den vierfachen Raum. Die Bedrohung, dass ihnen der Raum ausgeht, ist gebannt!

 

Natürlich nicht! Nach genau drei Minuten wären nämlich alle vier Flaschen voll![6]

 

Was sagt uns diese Geschichte?

 

Exponentielles Wachstum ist so gefährlich weil

 

  1. wenn wir die Gefahr erkennen, bleibt uns nur extrem wenig Zeit etwas dagegen zu tun!
  2. wenn wir die Grenzen des Wachstums nicht genau kennen, laufen wir Gefahr diese unsichtba­ren Grenzen „blitzartig“ und massiv zu über­schreiten.
  3. wenn wir die Vorräte von Rohstoffen nicht genau kennen, laufen wir Gefahr diese endgültig zu ver­brauchen, bevor wir Alternativen gefunden haben!

Die Welt entwickelt sich in vielen Bereichen seit Mitte des letzten Jahrhunderts exponentiell!

 

Ich glaube, diese Geschichte sollte uns zum Nach­denken bewegen! Lesen Sie diesen Artikel immer wieder!

 

Bleiben Sie dran – hören Sie nicht auf zu lesen!

 

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

 

[1] Exponentielles Wachstum ist eines bei dem sich die betrachtete Größe in gleichen Zeitschritten um denselben Faktor verändert (z.B. verdoppelt). In unserem Beispiel haben wir eine Verdoppelung bei jedem Schritt: 1-2-4-8-16-32-64-128-256-512-1.024.

[2] Wenn Sie mehr über exponentielles Wachstum wissen wollen siehe Wikipedia: Exponentielles Wachstum

[3] Beim linearen Wachstum verändert sich die betrachtete Größe in gelichen Zeitschritten immer um denselben Betrag. In unserem Beispiel um 50: 0-50-100-150-200-250-300-350-400-450-500-550.

[4] Viele von uns kennen wahrscheinlich die Geschichte mit dem Schachbrett und den Reiskörnern, wo auf jedes Feld des Schachbretts die doppelte Anzahl an Reiskörnern gelegt wird. Diese Geschichte hat mich aber nie besonders angesprochen - ganz im Gegenteil zu der mit den Bakterien.

[5] Diese Geschichte stammt angeblich vom Physiker Albert Barlett und ist mit leichten Veränderungen zitiert aus: Weisman, Alan; Countdown; Hat die Erde eine Zukunft?; Verlag Piper; München 2013; S. 50ff

[6] Nach einer Minute - um 12:00 - ist die erste Flasche voll. Nach einer weiteren Minute - um 12:01 - sind zwei Flschen voll. Nach einer weiteren Minute - um 12:02 - sind vier Flaschen voll.

 

© Peter Jöchle 2016

8 - Die Bakterien in der Flasche.pdf
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