Herzlich willkommen! Wir freuen uns sehr, dass Sie da sind!
Auch für diesen Artikel gilt – die Aussagen über die Medien gelten nicht nur für den Klimawandel, sondern auch für viele andere Themen, mit denen wir uns noch beschäftigen werden!
Zunächst ein paar Gedanken über die generelle Bedeutung von Medien![1]
Überlegen wir einmal! Wodurch lernen wir etwas über die Welt seit wir die Schule verlassen haben? Im Beruf haben wir vielleicht auch noch eine Ausbildung bekommen. Diese ist aber meist sehr speziell auf den Beruf beschränkt. Wir lernen auch etwas über die Welt, indem wir mit der Familie, Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen sprechen. Von diesen „lernen“ wir aber typischerweise nur etwas über unsere nähere Umgebung, weil Familie, Freunde, etc. auch dort zuhause sind. Eventuell lernen wir noch etwas, wenn wir Sachbücher lesen oder durch unser Hobby. Von dem was in der Gesellschaft, der Politik, der Wirtschaft generell und weltweit geschieht erfahren wir aber fast ausschließlich durch Medien. Medien sind – nach dem Ende unserer Schulzeit – die Hauptquelle für Lernen über die Welt. Die Qualität der Medien entscheidet daher auch in hohem Maße, ob wir viel oder wenig wissen und ob wir das Richtige wissen.
Ob und was wir über den Klimawandel – dass größte Problem der Menschheit – wissen, kommt daher fast ausschließlich aus den Medien. Alleine das zeigt uns die Bedeutung der Medien für das Thema Klimawandel!
Wenn von den einzelnen Menschen nur bedingt Einsatz gegen den Klimawandel erwartet werden kann und die Politik ebenfalls viel zu untätig ist, dann könnten eigentlich nur die Medien eine ausreichende Mobilisierung der Öffentlichkeit bewirken. Die Medien nutzen diese Möglichkeit aber in vollkommen unzureichender Weise.[2] Im Folgenden erläutern wir einige der Gründe.
Wie läuft Aufmerksamkeit in Medien ab?
Dies beschreibt sehr gut der „Thema-Aufmerksamkeits-Zyklus“[3]:
Wann sind Themen für Medien interessant?
Da die meisten Medien gewinnorientierte Unternehmen sind, muss ein Thema zwei Eigenschaften haben, dass die Medien versuchen die Aufmerksamkeit hochzuhalten:
Wir sollten nicht vergessen, dass wir Nachrichten auch als eine Art Unterhaltung konsumieren. Daher konkurrieren Nachrichten mit anderen Freizeitbeschäftigungen um unsere knappe Zeit.
Da
haben Medien wenig Anreiz den Klimawandel ins Zentrum ihrer Berichterstattung zu stellen!
Für die Rolle der Medien im Hinblick auf den Klimawandel sind weitere 4 Bereiche relevant:
Wie viel schreiben Zeitungen über den Klimawandel?[7]
In einer Studie wurden 152.000 Artikel aus 37 Zeitungen aus 27 Ländern aus allen Kontinenten über einen Zeitraum von 1997 bis 2009 analysiert. Zusammenfassend ergibt sich folgendes Bild: 0,62% der Zeitungsartikel beschäftigen sich mit Klimawandel. Das heißt 1 von ca. 162 Artikeln. Das ist einerseits nicht viel aber trotzdem beachtlich, wenn man bedenkt, dass andere Themen die viel Aufmerksamkeit erhalten wie Stammzellenforschung auch keine höheren Werte haben. Die Berichterstattung war zwischen 1997 und 2000 mit 0,2% (einer von 500 Artikeln) noch relativ gering und stieg im Zeitraum 2006 bis 2009 auf 1,26% (einer von 79 Artikel). Es zeigt sich, dass die Berichterstattung stark schwankt und immer dann stark ansteigt, wenn es internationale Klimakonferenzen gibt. Nach 2009 ist die Berichterstattung zurückgegangen – vermutlich wegen der enttäuschenden Ergebnisse der Kopenhagen-Weltklimakonferenz und weil die Weltwirtschaftskrise die mediale Berichterstattung auf sich gezogen hat.
Bei allen Analysen zur Zeitungsberichterstattung ist aber eines zu beachten. Es werden primär die „Qualitätszeitungen“ oder auch „Elitezeitungen“ (Frankfurter Allgemeine, Süddeutsche Zeitung) untersucht. In den Boulevardzeitungen wird nichts oder wenig über den Klimawandel berichtet. Wenn man sich ansieht, wie viel Marktanteil die Boulevardzeitungen am Gesamtmarkt haben, kann man ermessen, wie viele Menschen wenig oder nichts über den Klimawandel aus Zeitungen erfahren. In Deutschland haben Boulevardzeitungen einen Marktanteil von ca. 36% am Zeitungsmarkt.[8] In Österreich ist die Situation viel extremer! Der Marktanteil der Boulevardzeitungen in Österreich beträgt ca. 66%! D.h. in Österreich bekommen nur 3 von 10 Menschen – wenige - Informationen aus Zeitungen über den Klimawandel!
Am Ende dieses Artikels können wir folgende Schlussfolgerungen ziehen:
Von den Medien können wir nicht erwarten, dass sie die Aufmerksamkeit für den Klimawandel so steigern, wie dies notwendig wäre, um uns oder die Politik zu aktivieren! (FAL 006)
Im Hinblick auf den Medienwandel ist der einzelne Mensch immer mehr gefordert geeignete Medien zu finden um gut (= vollständig) und richtig (= wahrheitsgetreu) informiert zu werden.
Die Gefahr, dass wir falsche Informationen über die Welt um uns bekommen ist signifikant gestiegen. (FAL 007)
Future Aid kann hier einen enormen Beitrag leisten! Future Aid kann etwas was klassische Medien nicht leisten können:
Bleiben Sie dran – hören Sie nicht auf zu lesen!
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
[1] Wenn wir über Medien sprechen, denken wir hier - neben den klassischen Medien wie Fernsehen, Radio und Zeitungen/Zeitschriften – auch an das Internet. Es ist ja wie die anderen Medien nichts anderes als von Fremden aufbereitete Informationen.
[2] Die Forschung über die Rolle der Medien im Zusammenhang mit Klimawandel ist relativ jung – im Wesentlichen seit den 2000er Jahren. In diesem Artikel verwenden wir hauptsächlich die Arbeit von Anderson, Alison: Media, Politics and Climate Change: Towards a New Research Agenda. Eine der wenigen Arbeiten, die die gesamten Forschungsergebnisse zusammentragen und das Thema umfassend behandeln.
[3] Obwohl schon 1972 erschienen, ist der Artikel von Downs noch immer einer der Besten, um das Verhalten von Medien zu verstehen. Downs, Anthony: The Issue-Attention-Cycle. Dieser Zyklus lässt sich sehr gut am Flüchtlingsthema 2015/2016 demonstrieren: Phase 1: Zunächst hat man das Problem lange ignoriert, obwohl Experten lange davor gewarnt haben, dass sich die Situation in den Flüchtlingsquartieren rund um Syrien dramatisch zuspitzt. Phase 2: Chaos an der Grenze und Begeisterung über die Hilfsbereitschaft (Westbahnhof, Wir schaffen das!). Phase 3: Erkenntnis, dass die Lösung viel kostet – und keiner will die Flüchtlinge bei sich haben. Phase 4: Vermutlich sind wir in dieser Phase – es wurden jetzt ja auch schon Institutionen geschaffen, die sich um das Problem „kümmern“ sollen. Sie können diesen Zyklus an nahezu allen Nachrichten testen, die kurzzeitig eine hohe Aufmerksamkeit erlangt haben!
[4] Media, Politics and Climat Change S. 170. Beispiele: Exxon Mobile hat über das American Enterprise Institute jedem Wissenschaftler 10.000,- USD angeboten für Artikel, die die Glaubwürdigkeit des Weltklimarates untergraben. Noch ein Beispiel: Bei der Analyse von 141 Büchern veröffentlicht zwischen 1972 und 2005 die dem Klimawandel skeptisch gegenüberstehen hat sich gezeigt, dass 92% mit konservativen Denkfabriken verbunden waren. Diese konservativen Denkfabriken sind hauptsächlich durch die Industrie finanziert.
[5] Media, Politics and Climat Change S. 172ff
[6] In Anlehnung an: Politische Fernsehnachrichten im Vergleich
[7] In Anlehnung an: Media Attention for Climate Change