Die Zukunft braucht unsere Hilfe!
Die Zukunft braucht unsere Hilfe!

Artikel 12 - Wie wir (nicht) funktionieren!

Herzlich willkommen! Wir freuen uns sehr, dass Sie da sind!

 

Wir werden sehen, dass es der Klimaschutz – und generell jede weitreichende Veränderung – nicht leicht haben!

 

Es gibt eine Fülle von Hindernissen, die mehr oder weniger stark den notwenigen Veränderungen entge­genstehen. In diesem Artikel[1] beschäftigen wir uns mit den psychologischen Hindernissen, in späteren Arti­keln auch mit den anderen Hindernissen. In diesem Artikel geht es um Hindernisse im Hinblick auf den Klimawandel. Future Aid beschäftigt sich aber mit weit mehr als dem Klimawandel. Die hier beschriebenen Hindernisse sind genereller Natur und sind auch bei vielen anderen Themen wirksam. Wir werden daher in Zukunft oft auf diesen Artikel zurückgreifen. Zunächst aber ein kurzer Überblick, welche Hindernisse es grundsätzlich gibt:

 

Grundsätzlich können wir die Hindernisse für Klima­schutz einteilen in[2]

  • Strukturelle Hindernisse Diese sind durch den einzelnen Menschen nicht direkt beeinflussbar. Sie lassen sich weiter einteilen in:
    • Institutionelle Hindernisse (z.B. falsche steuerli­che Anreizsysteme - gutes Verhalten wird finan­ziell „bestraft“)
    • Regulatorische Hindernisse (z.B. rechtliche Regelungen die klimafreundliches Verhalten behindern)
    • Kulturelle Hindernisse (z.B. Bedeutung von Sta­tussymbolen (Haus, Auto) um gesellschaftliche Stellung zu zeigen; ist in verschiedenen Kulturen unterschiedlich)
    • physikalisch bedingte Hindernisse der Umwelt (In dünn besiedelten Gebieten lässt sich die Autonutzung nicht beliebig verringern. In denk­malgeschützten Gebäuden lässt sich Wärme­dämmung nicht so leicht realisieren.)
    • Ökonomische Hindernisse (Manche haben ein­fach nicht genug Geld um energiesenkende Maßnahmen zu finanzieren.)
    • Hindernisse durch mangelnde Information (Her­auszufinden, was die effizienteste Maßnahme einer Wärmedämmung ist, kann schwierig sein.)
  • Psychologische Hindernisse – Diese betreffen den einzelnen Menschen – also dich und mich!
    • Wie die strukturellen Hindernisse sind auch die psychologischen Hindernisse vielfältig.
    • Wir werden uns in diesem Artikel mit den psycho­logischen Hindernissen beschäftigen – in späteren Teilen von Future Aid auch mit den strukturellen Hindernissen.

 

Zunächst aber 2 Klarstellungen. Diese erscheinen uns notwendig, damit Sie Future Aid nicht falsch verstehen:

 

  1. Wir wissen, dass es viele Menschen gibt, die bereits heute ein vorbildliches Umweltverhalten zeigen und teilweise beträchtliche Anstrengungen auf sich nehmen, um sich klimagerecht zu verhalten. Diese Menschen könnten wenn sie die folgenden Ausfüh­rungen lesen glauben, dass ihre Leistung von Future Aid nicht gesehen und anerkannt wird! Die­ser Eindruck wäre aber falsch. Wir wissen, dass eine sehr große Zahl von Menschen bereits viel für den Klimaschutz tun – gerade auch weil wir uns mit dem Thema so intensiv beschäftigen – und wir sind überzeugt, dass ohne deren Einsatz die Welt bereits in einem viel schlechteren Zustand wäre. Aber gleichzeitig müssen wir so realistisch sein, dass die große Mehrheit noch nichts oder zumindest viel zu wenig tut.
  2. Alle Leser könnten bei den folgenden Ausführungen den Eindruck gewinnen Future Aid hält den Men­schen an sich für ein dummes und zerstörerisches Wesen. Auch dieser Eindruck wäre falsch. Viele Verhaltensweisen des einzelnen Menschen sind aus Sicht der gesamten Gesellschaft oder im Hin­blick auf die Zukunft eindeutig unvernünftig (irratio­nal) und schädlich. Aus Sicht des einzelnen Men­schen sind diese Verhaltensweisen aber absolut vernünftig (rational) und für ihn richtig. Gerade das ist ja einer der vielen Gründe, warum wir eine gute Politik benötigen – nur sie ist imstande Verhalten zu regeln, das zwar für den Einzelnen gut für die All­gemeinheit aber schädlich ist. Future Aid will den Menschen möglichst emotionslos so sehen, wie er eben ist. Einerseits mögen wir Menschen – sonst würden wir uns die ganze Arbeit mit Future Aid ja gar nicht antun – andererseits hilft es auch nichts wenn wir den Menschen zur „Krone der Schöpfung“ hochstilisieren.

 

Der einzelne Mensch

 

 „Zukünftige Generationen könnten es unbegreiflich finden, dass sich Menschen – insbesondere in industrialisierten Ländern – bis weit ins 21. Jahr­hundert so verhalten haben, dass die Bewohnbar­keit ihres eigenen Landes und des Planeten schwerwiegend geschädigt wurde.“[3]

 

Der Grund liegt in psychologischen Hindernissen, die Verhaltensänderungen erschweren. Wir sehen uns diese Hindernisse nun genauer an.

 

  1. Ahnungslosigkeit[4]

Eine nicht kleine Minderheit – auch in entwickelten Industrieländern – weiß heute noch immer nichts vom Klimawandel. Auf Befragungen zum Klima­wandel antworten sie mit „Ich weiß nichts darüber“. Die zweite Dimension der Ahnungslosigkeit betrifft nicht diese Minderheit, die den Klimawandel gar nicht kennt, sondern die Mehrheit die sehr wohl weiß, dass es den Klimawandel gibt. Die zweite Ahnungslosigkeit besteht darin, dass viele Men­schen nicht wissen was Sie selbst gegen den Kli­mawandel tun könnten. Gebildetere Menschen kön­nen sich das vielleicht kaum vorstellen. Wir sollten aber nicht übersehen, dass eine beträchtliche Zahl von Menschen keine Nachrichten sieht oder hört und auch keine Tageszeitungen liest bzw. keine die nennenswerte politische Berichterstattung haben. Überlegen Sie selbst – wann haben Sie das letzte Mal einen umfassenden Bericht über den Klima­wandel gelesen, gesehen oder gehört?[5] Wer Future Aid liest, kann im Hinblick auf die behandelten Themen nicht mehr ahnungslos sein!

 

  1. Unsicherheit[6]

Bei vielen wissenschaftlichen Untersuchungen steht beispielsweise „die Temperatur der Erde wird sich mit 95%iger Wahrscheinlichkeit um 3-4 Grad erhö­hen“. In wissenschaftlichen Studien wurde Folgen­des nachgewiesen: Überall wo Wahrscheinlichkei­ten angegeben werden, machen viele Menschen erstens einen Interpretationsfehler und sehen das zweitens als Grund ihr Verhalten nicht zu ändern. In obigem Beispiel sieht der Interpretationsfehler fol­gendermaßen aus: Die Menschen glauben, dass es mit 5%iger Wahrscheinlichkeit die Erwärmung gar nicht gibt. In Wirklichkeit bedeutet die Aussage nur, dass mit 5%iger Wahrscheinlichkeit die Erwärmung weniger als 3 Grad oder mehr als 4 Grad betragen wird. Die Erwärmung selbst ist vollkommen sicher und nicht nur wahrscheinlich. Lässt man Menschen die Berichte des Weltklimarates (IPCC) lesen und befragt sie danach dann sieht man, dass sie den Text falsch interpretieren und die Gefahr systema­tisch unterschätzen. Viele Wissenschaftler sind an dieser Situation mit schuld weil sie für eine breite Öffentlichkeit unverständlich formulieren und somit helfen, Untätigkeit zu rechtfertigen.[7] Medien könnten hier wesentlich helfen, indem sie wissenschaftliche Erkenntnisse selbst verständlich erklären. Häufig sind ihre Darstellungen aber selbst falsch oder irre­führend. Wir hoffen, dass Future Aid die Themen so aufbereitet, dass sie jeder verstehen kann!

 

  1. Misstrauen und Widerstand gegen Einschränkun­gen[8]

Es gibt eine Fülle von wissenschaftlichen Belegen dafür, dass viele Menschen Gefahrenmeldungen von Wissenschaftlern und Politikern misstrauen. Darüber hinaus ist Widerstand gegen Einschrän­kungen der persönlichen Freiheit häufig begründet in Misstrauen gegen jene, die die Freiheiten ein­schränken (Politik). Weiters gibt es natürlich Inte­ressensgruppen, die Misstrauen gegen wissen­schaftliche Befunde zum Klimawandel schüren[9] und Widerstand gegen Klimaschutz zum Ziel haben. Insbesondere wenn Verhaltensänderungen für den Einzelnen Einschränkungen und/oder Kosten bedeuten dann ist Vertrauen wichtig: Vertrauen, dass die Kosten (z.B. Steuern) nicht missbräuchlich verwendet werden; Vertrauen, dass die Verhaltens­änderung oder Einschränkung auch etwas bewirkt; Vertrauen, dass die Lasten gerecht verteilt werden. Future Aid kann viel in diesem Bereich tun! 1. Wir verwenden nur breit abgesichertes Wissen; 2. Wenn Future Aid Lösungsvorschläge unterbreitet (der Zweite Schritt – siehe Artikel 3) werden wir ins­besondere auf Wirksamkeit und Gerechtigkeit der Vorschläge achten!

 

  1. Verleugnung[10]

Unsicherheit, Misstrauen und Widerstand gegen Einschränkungen führen leicht zu aktiver Verleug­nung. Entweder Verleugnung des Klimawandels an sich oder dass der Mensch den Klimawandel verur­sacht oder Verleugnung, dass eigenes Verhalten schädlich für den Klimawandel ist. Der Klimawandel wird zwar nur von einer Minderheit verleugnet aber diese ist beträchtlich. Bei jenen die den Klimawan­del nicht leugnen sieht das Bild in etwa folgender­maßen aus: Der Klimawandel wird als wichtiges Problem gesehen aber im Vergleich zu anderen Problemen ist er von untergeordneter Bedeutung. In der letzten Eurobarometer-Studie (Mai 2016)[11] geben 6% der Befragten an, dass Umwelt, Klima und Energie-Themen zu den zwei wichtigsten für ihr Land gehören. Damit sind diese Themen Schluss­licht unter den 13 möglichen Themen. Die wich­tigsten Themen sind Arbeitslosigkeit (33%), Zuwan­derung (28%) und wirtschaftliche Situation (19%). Das ist vergleichbar mit den USA, wo Klimawandel als 20. von 20 Themen genannt wird. Ahnungslo­sigkeit, Unsicherheit und Verleugnung sind natürlich eng mit der kognitiven Dissonanz verbunden, die wir in Artikel 5 erläutert haben – wir verdrängen was uns Unbehagen macht und nicht in unser Weltbild passt. Wer Future Aid liest, wird den Klimawan­del nicht leugnen und ihm die Bedeutung geben, die er verdient!

 

  1. Zeitpräferenz

Der Begriff kommt eigentlich aus der Volkswirt­schaftslehre, hat aber auch in der Psychologie und Politik beachtliche Bedeutung. Dieser psychologi­sche Effekt ist einer der wichtigsten im Hinblick auf den Klimawandel! Vereinfacht gesagt bedeutet der Effekt Folgendes: Menschen haben eine Ten­denz alle Risiken die weit in der Zukunft liegen ten­denziell zu unterschätzen. In etlichen Studien wurde nachgewiesen, dass wir bei Bedrohungen die weit in der Zukunft liegen, uns einreden, dass wir mit Verhaltensänderungen noch warten können, weil wir ohnedies noch viel Zeit haben. Wesentliche Teile unseres Sozialsystems sind auf dieser man­gelnden Fähigkeit des Menschen sich adäquat auf Risiken einzustellen aufgebaut! Arbeitslosen-, Kran­ken- und Pensionsversicherung sind Pflichtversiche­rungen – und dies aus gutem Grund. Würde es den Menschen freigestellt sich zu versichern oder nicht würden sich viel weniger Menschen freiwillig versi­chern und das dadurch mehr vorhandene Geld gleich ausgeben. Ohne diese Pflichtversicherungen gebe es wesentlich mehr Armut und Leid. Ein Zwanzigjähriger kann sich einfach nicht vorstellen, wie sein Leben als Siebzigjähriger aussehen würde. Auf den Klimawandel bezogen bedeutet dies, dass es uns 1. schwer fällt uns vorzustellen, wie die zukünftigen Schäden unser Leben beeinflussen und dass wir 2. glauben wir könnten uns noch viel Zeit lassen, etwas dagegen zu unternehmen. Dasselbe was für Zeit gilt, gilt auch für Entfernung. Menschen haben eine Tendenz zu glauben, dass die Schäden durch den Klimawandel eher andere die weit ent­fernt leben (Afrika, Südamerika, Pazifik) treffen wer­den als sie selbst. Mit diesem Effekt wird sich Future Aid noch öfter und eingehend beschäftigen. Unsere mangelnde Fähigkeit als Menschen adäquat auf Risiken zu reagieren ist gleichzeitig einer der wichtigsten Gründe für Politik! Future Aid wird Ihnen helfen zu verstehen wie viel Zeit wir noch haben, um etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen und wie viel jetzt bereits getan werden müsste!

 

  1. Gewohnheiten[12]

Im Hinblick auf den Klimawandel sind viele Gewohnheiten problematisch. Gewohnheiten sind einer der größten Hindernisse zur Bekämpfung des Klimawandels. Viele gewohnheitsmäßige Verhal­tensweisen sind sehr widerstandsfähig gegenüber Änderungen und können häufig nur durch erhebli­chen Druck verändert werden. Wir akzeptieren sol­che Zwangsmaßnahmen aber täglich in vielen Bereichen, ohne dass uns dies noch besonders auffallen würde: Gurtpflicht, Helmpflicht, Rauchver­bote, sind nur einige Beispiele. Einer vernünftigen Politik kommt hier große Bedeutung zu. Future Aid wird Ihnen im Bereich My Future Aid viele Anre­gungen geben Verhaltensweisen schrittweise zu verändern, ohne das tägliche Leben unnötig zu erschweren!

 

  1. Trittbrettfahrer-Problem

Dies tritt immer dann auf, wenn alle Menschen etwas tun sollten, damit es allen besser geht (klima­schädigendes Verhalten reduzieren, damit der gesamten Menschheit die Schäden erspart bleiben). Jeder Einzelne kann natürlich nur einen verschwin­dend geringen Beitrag zur Problemlösung beitragen. Viele Menschen denken nun: „Wenn ich nichts mache, dann geht es mir deutlich besser als den anderen, weil ich mich nicht einschränken muss. Und wenn nur ich nichts mache, dann hat dies ohnedies keine Auswirkung, weil mein Beitrag zur Problemlösung ohnedies verschwindend gering ist.“ Es ist leicht zu erkennen, dass diese Einstellung dazu führt, dass es am Ende allen schlechter geht. Das Trittbrettfahrer-Problem ist eines der vielen Marktversagen und kann nur durch soziale Normen (man drängt sich nicht an einer wartenden Men­schenschlange vor) und durch politische Maßnah­men reduziert werden. Future Aid kann hier Fol­gendes tun:

1. Aufzeigen, welchen Wert der Bei­trag des Einzelnen hat.

2. Aufzeigen wie groß die Schäden sein werden die uns alle treffen.

3. (Im Zweiten Schritt von Future Aid) Maßnah­men vorschlagen die Trittbrettfahrer-Prob­leme redu­zieren.

 

  1. Alibiaktionen und Rebound-Effekt[13]

Mit Alibiaktionen ist gemeint, dass Menschen viel eher klimafreundliches Verhalten zeigen, wenn die­ses wenig Aufwand (Mühe, Kosten, etc.) bedeutet. Die Menschen können sich dann selbst einreden, umweltfreundlich zu sein, ohne objektiv wirklich substanzielle Beiträge zu leisten. Der Rebound-Effekt[14] bedeutet, dass ein Teil des umweltfreundli­chen Verhaltens verpufft. Beispiel: Man kauft sich ein sparsames Auto, fährt dann aber mehr, weil die Kosten für das Auto durch geringere Treibstoffkos­ten gesunken sind. Alibiaktionen und Rebound-Effekte gibt es viel mehr als hier dargestellt. Future Aid wird versuchen die von uns vorgeschlage­nen Maßnahmen hinsichtlich ihrer Wirkung zu bewerten!

 

  1. Sozialer Vergleich

Manche Gesellschaftsgruppen definieren ihre sozi­ale Stellung stark durch das was sie sich alles leis­ten können (Auto und Haus als Statussymbole, Markenbewusstsein[15]). Dahinter steht ein Wertesys­tem dass davon ausgeht, dass das eigene Sozial­prestige vor allem vom materiellen Lebensstandard abhängt. Dieser Geltungskonsum[16] ist so alt wie die Menschheit selbst und weit verbreitet. Er steht einem aktiven Klimawandel entgegen weil für die­sen weniger Ressourcenverbrauch notwendig wäre. In den Artikeln, die sich mit Wirtschaft und Wohl­stand beschäftigen, werden wir noch eingehend darüber schreiben. Das Streben nach mehr Konsum und höherem Wirtschaftswachstum in Kombination mit steigender Arbeitslosigkeit und steigender Ungleichheit ist eine Mischung die nicht nur effekti­vem Klimaschutz entgegensteht, sondern auch die Gefahr in sich birgt, unsere demokratischen Sys­teme zu gefährden. Future Aid wird sich noch ausführlich damit beschäftigen wie sich Zufrie­denheit und Wohlstand mit Klimaschutz verein­baren lassen!

 

  1. Persönliche Betroffenheit als Voraussetzung

Dies ist einer der wichtigsten Aspekte, warum kli­mafreundliches Verhalten so schwer zu erreichen ist. Wir Menschen sind zu Verhaltensänderungen eher (nur dann) bereit, wenn uns das Problem emotional betroffen macht! In diesem Sinn hat es der Klimawandel schwer. Er vollzieht sich so lang­sam und unbemerkt dass wir ihn kaum „erleben“ können und damit erreicht er uns kaum emotional. Was wir wahrnehmen, sind Änderungen der Tempe­ratur über lange Zeiträume. Mit meinen 56 Jahren kann ich mich noch gut an die strengen Winter in meiner Jugend erinnern und die großen Mengen Schnee in Wien. Für meine Töchter sind die Tempe­raturänderungen kaum wahrnehmbar, weil sie die frühere Situation ja gar nicht kennen gelernt haben. Was wir noch wahrnehmen, ist die Zunahme an „Wetteranomalien“ – Überflutungen, Murenabgänge, Dürreperioden, Hagel, heftige Stürme. Gerade im Sommer 2016 gab es viele dieser Unwetter. Wenn sie sich ereignen, sind die Medien voll von Berich­ten darüber und das Leid der Opfer weckt vielleicht unser Mitleid. Zynisch betrachtet sind wohl nur Unwetterkatastrophen im eigenen Land geeignet, dass wir Klimawandel „erleben“ und dass er uns dadurch persönlich betroffen macht. Faktum ist aber auch, dass selbst bei schlimmen Ereignissen, nur relativ wenige Menschen direkt betroffen sind und unsere eigene emotionale Betroffenheit schnell ver­blasst. Denken Sie an Artikel 3 – Alles was uns nicht ständig beschäftigt wird vergessen! Der Kli­mawandel kann uns daher – weil wir ihn nicht unmittelbar spüren – kaum emotional bewegen. Er kann uns nur rational bewegen – d.h. wir müssen darüber lesen oder hören und darüber nachdenken damit er uns betroffen macht. Aus der Psychologie wissen wir aber, dass emotionale Dinge uns wesentlich mehr bewegen als rationale. Es ist ein Kernelement des Konzepts von Future Aid, dass es wöchentliche Artikel gibt, die unsere Auf­merksamkeit für die wichtigen Fragen der Zukunft permanent aufrechterhalten sollen! Ich hoffe Sie verstehen jetzt den Satz – „Bleiben Sie dran – hören Sie nicht auf zu lesen!“ – besser!

 

Am Ende dieses Artikels müssen wir Folgendes zur Kenntnis nehmen bzw. müssen wir folgende Schluss­folgerungen ziehen:

  1. Dem größten aktuellen Problem der Menschheit stehen gleichzeitig enorme Hindernisse zu sei­ner Lösung entgegen! (FAL 003)
  2. Rein technische oder wirtschaftliche Versuche den Klimawandel zu stoppen - ohne die psy­chologischen Eigenschaften von uns Menschen zu beachten – werden scheitern! (FAL 004)
  3. Darauf zu hoffen, dass die einzelnen Menschen von sich aus ihr klimaschädliches Verhalten ändern werden, ist naiv. Dort wo wir als einzelne Menschen an unsere psychologischen Grenzen stoßen, ist es die Aufgabe der Politik diese Grenzen zu überwinden! (FAL 005) Future Aid sieht gerade darin seine Aufgabe[17] - diesen Prozess mit Ihrer Hilfe in Gang zu bringen!

 

Bleiben Sie dran – hören Sie nicht auf zu lesen!

 

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

 


[1] Dieser Artikel basiert hauptsächlich auf dem großartigen Report: Psychology and Global Climate Change. Er wurde herausgegeben von der APA – American Psychological Association. Die APA ist mit mehr als 110.000 Mitgliedern die weltgrößte Vereinigung von Psychologen. 2008 hat sie eine Task Force eingerichtet, um das Thema Klimawandel aus psychologischer Sicht zu behandeln. Der 108-seitige Report behandelt das Thema umfassend. Besonders bemerkenswert ist, dass in diesem Report nicht einige wenige Einzelmeinungen dargestellt werden, sondern mehr als 450 Studien und Literaturquellen verwendet wurden! Die­ser Report stellt daher unserer Meinung nach den aktuellen Stand des Wissens umfassend dar.

[4] Die zwei Ahnungslosigkeiten aus Psychology and Global Climate Change S. 65

[5] Mit der Rolle der Medien im Hinblick auf den Klimawandel befassen wir uns noch in einem späteren Artikel.

[7] Ich habe im Artikel 7 aus dem „IPCC-Report für politische Entscheidungsträger“ zitiert und wir werden auf diesen Report noch oft zu sprechen kommen. Inhaltlich ist die Arbeit des IPCC hervorragend in der Darstellung jedoch katastro­phal. Obwohl ich sehr darin geübt bin wissenschaftliche Texte zu lesen, ist es selbst für mich schwierig, mit diesem Report zu arbeiten. Für politische Entscheidungsträger halte ich ihn für gänzlich ungeeignet.

[9] Ein gewisses Misstrauen ist sicher dann angebracht, wenn „wissenschaftliche Befunde“ im krassen Gegensatz zur Mei­nung der überwiegenden Mehrheit der Wissenschaftler ste­hen. Aber Misstrauen gegenüber wissenschaftlichen Ergeb­nissen, die von einer Vielzahl von Wissenschaftlern erarbei­tet wurden, ist unbegründet und schlichtweg dumm. Der Weltklimarat z.B. fasst die Ergebnisse der Arbeiten von weltweit über 3.000 Klimawissenschaftlern zusammen. Wichtig ist auch zu beachten, welche Institutionen wissen­schaftliche Erkenntnisse veröffentlichen. Es macht sicher einen Unterschied, ob z.B. die Ölbranche Artikel über den Klimawandel veröffentlicht oder ein Klimaforschungsinstitut. Welches Interesse sollte z.B. eine UNO-Organisation haben, unbegründete Panik zu verursachen? Bei wissenschaftlichen Berichten von weltweiten (UNO) Organisationen gibt es eher eine Tendenz die Gefahren zu gering als zu groß darzustel­len. Der Grund besteht darin, dass es das Ziel ist, dass mög­lichst viele Staaten dem Bericht „zustimmen“.

[14] Siehe Wikipedia: Rebound (Ökonomie)

[15] Siehe Wikipedia: Markenbewusstsein

[16] Siehe Wikipedia: Geltungskonsum

[17] Denken Sie an die Ziele von Future Aid – Artikel 3.

 

© Peter Jöchle 2016