Die Zukunft braucht unsere Hilfe!
Die Zukunft braucht unsere Hilfe!

Artikel 9 - Wo sind die Grenzen?

Herzlich willkommen! Wir freuen uns sehr, dass Sie da sind!

 

Wir haben in Artikel 7 bedrohliche Entwicklungen gese­hen, aber nicht wo die Grenzen dieser Entwicklungen sind.

 

Warum ist es wichtig, die Belastungsgrenzen unse­res Planeten zu kennen?

 

  1. Kritiker können einwenden, dass auch extreme Entwicklungen wie in Artikel 7 gezeigt noch grund­sätzlich nichts über Grenzen aussagen. Und damit hätten sie Recht! Wer sagt denn, dass die Erde nicht Platz und Nahrung für zum Beispiel 20 Mrd. Men­schen hat? Wenn wir noch weit von Grenzen ent­fernt wären, dann wären ja auch keine Maßnahmen erforderlich und Future Aid könnte als Panikmache bezeichnet werden. Um einer solchen Kritik – wenn sie berechtigt wäre - vorzubeugen, wollen wir im Folgenden eine Ahnung von den Grenzen entwi­ckeln.
  2. Wenn wir Grenzen kennen, dann können wir auch abschätzen, wie weit wir noch davon entfernt sind und wie viel Zeit uns bleibt, um das Überschreiten dieser Grenzen zu verhindern.

 

Was geschieht eigentlich, wenn Grenzen erreicht oder überschritten werden?

 

Future Aid ist kein Weltuntergangsprophet! Ein Aus­sterben des Menschen wird daher von seriösen For­schern auch nicht vorhergesagt. Je nachdem wie stark Grenzen überschritten werden, reichen die Auswirkun­gen von „sehr ungemütlich und sehr teuer“ bis zum „Tod von Millionen Menschen und der Unbewohn­barkeit großer Teile der Erde“.

 

Bei unseren drei Hauptthemen – Klimawandel, Bevölke­rungswachstum, Wirtschaftswachstum – sind die Gren­zen unterschiedlich gut bekannt. Aber auch wenn wir sie nie genau kennen werden und – hoffentlich – nie erleben werden, haben wir doch ausreichendes Wis­sen, wo sie liegen![1]

 

Jeder Mensch hat seine eigene Vorstellung was er als Katastrophe bezeichnet. Wir beschränken uns hier auf einige wenige Beispiele.

 

Der Stern Report:[2]

 

Der Stern Report ist ein Meilenstein in der Klimafol­genforschung!

 

Wichtige Erkenntnisse:

 

  • Zunahme der von Hunger bedrohten Menschen in 2080 um 25-60% bei einem Temperaturanstieg von 2-3,5 Grad C.[3]
  • Bei einem Temperaturanstieg von 3-4 Grad C wer­den bis 2050 200 Mio. Menschen durch Anstieg des Meeresspiegels, Überflutungen und Dürre dauerhaft vertrieben.[4]
  • Bei einem Temperaturanstieg von 2 Grad C werden 15-40% der Tier- und Pflanzenarten aussterben.[5]
  • Die Kosten der Beseitigung von Schäden durch extreme Wetterereignisse werden 0,5-1% der jährli­chen Weltwirtschaftsleistung betragen.[6]
  • Das verfügbare Einkommen würde jährlich weltweit um ca. 5-20% sinken.[7]

 

ABER: Die Kosten um das zu verhindern liegen bei jährlich etwa 1% der weltweiten Wirtschaftsleistung. D.h. vereinfacht - wenn wir auf 1/100 unseres jetzigen Wohlstands verzichten würden, lassen sich negative Entwicklungen vermeiden, die der Welt bis zu 1/5 ihrer Wirtschaftsleistung kosten könnten.[8] Das bedeutet Vermeiden ist 20-mal billiger als Reparieren!

 

Damit Sie mit den Temperaturangaben oben etwas anfangen können, sehen Sie sich bitte unten stehende Grafik an.[9][10] Die CO2-Konzentration ist die strichlierte Linie und die Werte sind auf der linken Achse. Sie ken­nen diese Werte bereits aus Artikel 7. Der Temperatur­anstieg ist die rote Linie und die Werte sind auf der rechten Achse. Was sehen wir dort:

Grafik 9.1 -Entwicklung der CO2-Konzentration und Temperaturanstieg 2000 - 2100
  • Wenn die Entwicklung so weitergeht, haben wir 2100 eine Konzentration von CO2 im Ausmaß von über 650 ppm.
  • Dies bedeutet einen Temperaturanstieg von über 3 Grad C[11] gegenüber Ende des 19. Jahrhunderts.
  • Was das bedeutet, zeigt der Stern-Report auf – siehe oben!

 

Kipp-Punkte des weltweiten Klimasystems[12]

 

Future Aid kann sich gut vorstellen, dass sich viele Leser fragen „Was ist so schlimm daran, dass es um 2 oder 3 oder mehr Grad wärmer wird?“ Eine weitere Frage könnte sein: „Warum ist es so wichtig, die Erderwärmung gerade bei 2 Grad zu begrenzen?“

 

Die Fragen sind berechtigt!

 

Das Hauptproblem dabei sind die Kipp-Punkte des Klimasystems. Vereinfacht bedeutet ein Kipp-Punkt Folgendes:

  • Bis zu einem Kipp-Punkt ist die Entwicklung steuer­bar und somit beherrschbar!
  • Ab einem Kipp-Punkt ist die Entwicklung nicht mehr steuerbar und damit unbeherrschbar!

 

Welche Kipp-Punkte gibt es?[13]

Grafik 9.2 - Kipp-Punkte des Klimasystems[14]

Ein Beispiel das die Bedeutung der Kipp-Punkte - wie wir glauben - sehr anschaulich erläutert:[15]

 

  • Einer der größten CO2-Speicher ist – neben dem Meer – der Boden (das Erdreich).
  • Hauptsächlich in Kanada und Russland gibt es riesige Gebiete mit Dauerfrostböden – d.h. diese Böden tauen das ganze Jahr nicht auf. In einem Dauerfrostboden kann das dort gespeicherte CO2 nicht so leicht entweichen wie aus einem Boden in gemäßigten Klimazonen. Daher speichern diese Dauerfrostböden CO2, das in Millionen Jahren ent­standen ist.
  • Wenn nun die Erderwärmung ein bestimmtes Maß überschreitet, beginnen diese Dauerfrostböden auf­zutauen und geben das seit Millionen Jahren gespeicherte CO2 an die Atmosphäre frei. Dadurch würde jährlich viel mehr CO2 freigesetzt, als die Menschheit selbst jährlich freisetzt!
  • Die Folge wäre, dass die Erderwärmung viel schnel­ler und viel steigen würde, als durch uns selbst  verursacht wird. Und der Unterschied ist, dass wir dagegen nichts tun können im Gegensatz zu dem CO2 das wir selbst freisetzen. Unbeherrschbare Entwicklung!
  • Durch die nun viel stärkere Erderwärmung, beginnt das riesige Grönlandeis abzuschmelzen. Das ist im Vergleich zu den abschmelzenden Gletschern - die wir bereits kennen - um ein Vielfaches mehr.
  • Wenn das Grönlandeis schmilzt, steigt der weltweite Meeresspiegel nicht um ca. 60 Zentimeter wie bei einer Erwärmung der Erde um 2 Grad, sondern um 7 Meter.
  • Dadurch würden riesige Gebiete der Erde unbewohn­bar.[16] Die Niederlande würden - als nur eines von vielen Beispielen - von der Landkarte praktisch verschwinden. Dämme helfen bei so einem Anstieg nicht mehr viel, weil ja Flüsse ins Meer fließen und diese Flüsse bis weit ins Landes­innere ansteigen würden. Massiv betroffen wären daher nicht nur alle Hafenstädte, sondern auch Städte, die weit im Landesinneren liegen (London, Hamburg um nur zwei zu nennen). Wir müssten allein in Europa nicht nur entlang der Küste Tau­sende Kilometer Dämme errichten, sondern auch Tausende Kilometer im Landesinneren.
  • Stellen Sie sich vor, welche weltweiten Wanderungs­bewegungen das auslösen würde! Kaum vorstellbar, dass die riesige Bevölkerung der Erde auf einem viel engeren Raum zusammenrü­cken würde, ohne dass dadurch Kriege ausgelöst würden.
  • Wie ernähren wir die Weltbevölkerung, wenn durch den Landverlust dramatisch weniger Anbaufläche vorhanden wäre?

 

Zugegeben das alles würde relativ langsam vor sich gehen. ABER: Es wäre unvermeidlich weil durch den Menschen unbeherrschbar!

 

Haben Sie nun eine Vorstellung, warum das 2-Grad-Ziel nicht willkürlich ist und haben Sie nun eine Vorstellung von tat­sächlichen Katastrophen?

 

Belastungsgrenzen des Planeten[17][18]

Grafik 9.3 - Belastungsgrenzen des Planeten[19]

9 Risikofaktoren bestimmen die Stabilität und Wider­standskraft der Erde – also die Wechselwirkungen zwischen Land, Ozeanen, Atmosphäre und Lebewesen, die zusammen die Umweltbedingungen ausmachen, von denen unser Leben abhängt:

 

1) Klimawandel,

2) Verlust Biovielfalt,

3) Waldverlust,

4) Wasserverbrauch, 

5) Phosphor- und Stickstoffbelastung,

6) Übersäuerung der Ozeane,

7) Partikel in der Atmosphäre,

8) Zerstörung der Ozonschicht,

9) Belastung durch Chemikalien.

 

Für 2 Risikofaktoren – Belastung durch Chemikalien und Partikel in der Atmosphäre – können wir die Grenzwerte derzeit noch nicht angeben. Faktum ist aber, dass wir bei 4 von 9 Risikofaktoren bereits die kritische Grenze überschritten haben – Klimawandel, Verlust Biovielfalt, Waldverlust und Phosphor- und Stickstoffbelastung.

 

Was bedeutet das Überschreiten der Grenzen?

Wird eine Grenze überschritten, besteht die Gefahr irreversibler und plötzlicher Umweltveränderungen, die die Bewohnbarkeit der Erde für die Menschheit ein­schränken.“[20]

 

Wir haben jetzt eine erste Ahnung von ökologischen Grenzen. Sehen wir uns einmal andere Grenzen an.

 

Grenzen der Energieversorgung

 

Im Jahr 2005 betrug die Weltbevölkerung 6,52 Mrd. Menschen. Im Jahr 2015 waren es 7,35 Mrd. Dies ist eine Steigerung von ca. 13%.[21]

 

Im Jahr 2005 betrug der Weltenergieverbrauch 10.940 Mio. t Öläquivalent. Im Jahr 2015 waren es 13.147 Mio. t. Dies ist eine Steigerung von ca. 20% - oder ca. 1,8% pro Jahr.[22]

 

Was lernen wir daraus? Der Energiehunger der Welt steigt stärker als die Bevölkerung!

 

Die Ölreserven der Welt betrugen 2015 1.698 Mrd. Fass.[23] Der Ölverbrauch betrug 35 Mrd. Fass. BP schätzt also, dass die Ölreserven noch bis 2066 – also 51 Jahre – reichen werden. BP beachtet dabei aber nicht eine steigende Weltbevölkerung! Wenn wir die stei­gende Weltbevölkerung berücksichtigen dann haben wir noch Öl bis voraussichtlich 2056 – das sind 41 Jahre! Und dabei gehen wir davon aus, dass der Pro-Kopf-Verbrauch plötzlich nicht steigen würde – wie realistisch das ist, zeigen die Zahlen oben!

 

Bei Erdgas sieht die Rechnung folgendermaßen aus: Einem Verbrauch von 3,47 Trio. cm pro Jahr[24] stehen Reserven von 186,9 Trio cm. gegenüber. BP schätzt, dass dies noch für 53 Jahre reicht. Wenn man die stei­gende Weltbevölkerung einrechnet, haben wir aber nur mehr Gas bis 2060 – das sind 45 Jahreohne Stei­gerung des Pro-Kopf-Verbrauches!

 

Betrachten wir die erneuerbaren Energien: Die Pro­duktion ist von 83,2 Mio. t[25] Öläquivalent[26] in 2005 auf beachtliche 364,9 Mio. t Öläquivalent in 2015 gestiegen – das ist eine Steigerung von 15,9% pro Jahr.

 

ABER:

Die 364,9 Mio. t Öläquivalent an erneuerbarer Energie waren nur 2,8% der gesamten Energieerzeugung der Erde (siehe die 13.147,3 Mil. t oben!). Weiters müssen wir beachten, dass 20% der erneuerbaren Energie 2015 Biotreibstoffe waren. Wollen wir die steigende Weltbevölkerung ernähren, werden wir die Anbauflä­chen für Nahrungsmittel brauchen. Wenn wir davon ausgehen, dass der Energieverbrauch jährlich weiterhin um 1,8% steigt, müsste die Erzeugung von erneuerba­ren Energien von jetzt an bis 2060 jährlich um 11%[27] gesteigert werden, damit wir 2060 unabhängig von Öl, Gas, Kohle und Atomkraft sind! Das ist eine ful­minante Herausforderung!

 

Wir sollten bei Öl aber nicht nur an Energie denken, sondern z.B. auch an die unzähligen Kunststoffe, die aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken sind und aus Ölprodukten hergestellt werden! Denken Sie z.B. einmal an Spritzen[28] in Krankenhäusern – wollen wir wieder Metall-/Glasspritzen in heißem Was­ser desinfizieren?

 

Welche Chancen wollen wir unseren Kin­dern – und die werden bis 2060 leben – bieten?

 

Ökologischer Fußabdruck[29][30]

 

Davon haben Sie sicher schon gehört. Aber was ist das eigentlich? Vereinfacht erklärt: Unter dem ökologi­schen Fußabdruck[31] wird die Fläche auf der Erde verstanden, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen (unter den heutigen Produktionsbedingungen) dauerhaft zu ermöglichen. Den für die Menschen verfügbaren Land- und Wasser­flächen (Biokapazität) werden diejenigen Land- und Wasserflächen gegenübergestellt, die in Anspruch genommen werden (Fußabdruck), um den Bedarf der Menschen zu decken und den dabei erzeugten Abfall aufzunehmen. Die Methode hat weltweit große Aner­kennung gefunden und wird von vielen internationalen Institutionen verwendet.

Grafik 9.4 - Biokapazität und Biokapazität je Einwohner[32]

Was zeigt uns die Grafik?

  1. Die Biokapazität der Erde ist zwischen 1965 und 2015 um 28% gestiegen! Das bedeutet, es wurde mehr an biologischen Ressourcen produziert. Dies ist z.B. durch verbesserte Anbaumethoden oder effizientere Bewirtschaftung möglich. Wir haben unterstellt, dass dieses Wachstum der Biokapazität von 2012 bis 2100 in gleichem Ausmaß weitergeht.
  2. Die Weltbevölkerung ist jedoch im selben Zeit­raum um 121% gestiegen! D.h. die Weltbevölke­rung wächst weit stärker als die Biokapazität der Erde. Dass dann für jeden Menschen weniger bleibt, ist leicht verständlich.
  3. Die Erde hat 2015 für jeden Menschen um 42% weniger Ressourcen zur Verfügung als noch 1965 (von 2,94 gha auf 1,70 gha)! Wenn wir mehr als diese 1,7 gha verbrauchen, betreiben wir Raub­bau an der Erde.
  4. Wenn die Weltbevölkerung bis 2100 auf 11,21 Mrd. wächst und wenn die Biokapazität bis 2100 so wächst wie bisher, dann bleiben jedem Menschen in 2100 nur mehr 1,53 gha zur Befriedigung sei­ner Bedürfnisse (Nahrung, Wohnraum, Mobilität, etc.)!
  5. Wir sehen nicht die Biokapazität ist das Problem, sondern das größere Wachstum der Weltbevölke­rung!
Grafik 9.5 - Fußabdruck und Fußabdruck je Einwohner

Was zeigt uns die Grafik?

  1. Die Weltbevölkerung ist zwischen 1965 und 2015 um 121% gestiegen! Das wissen wir bereits aus der vorigen Grafik!
  2. Der Fußabdruck – das ist der Ressourcenver­brauch durch die Menschen - ist zwischen 1965 und 2015 um 148% gestiegen! Das bedeutet der Verbrauch an natürlichen Ressourcen steigt schneller als die Weltbevölkerung, weil jeder Mensch im Durchschnitt immer mehr verbraucht!
  3. Wenn die Weltbevölkerung bis 2100 auf 11,21 Mrd. wächst und wenn der Ressourcenverbrauch – der Fußabdruck - bis 2100 so wächst wie bisher, dann wächst der Fußabdruck bis 2100 auf 40,17 Mrd. gha oder auf 3,58 gha je Mensch!
  4. Wir sehen das Wachstum der Weltbevölkerung ist ein größeres Problem als die Biokapazität, aber das Wachstum des Ressoucenverbrauchs ist ein noch größeres Problem als das Wachstum der Weltbe­völkerung!

 

Biokapazität                                 +28%

Weltbevölkerung                        +121%

Ressourcenverbrauch               +148%

 

Was bedeutet das zusammengenommen?

Grafik 9.6 - Biokapazität, Fußabdruck und „benötigte Planeten“

Was zeigt uns die Grafik!

  1. Bis 1970 haben die Menschen nicht mehr Ressour­cen verbraucht, als die Erde Ressourcen zur Verfü­gung stellen konnte! Die Erde war im Gleichgewicht!
  2. Seit 1970 „Leben wir auf Pump“ d.h. wir verbrau­chen deutlich mehr als an natürlichen Ressourcen vorhanden ist!
  3. 2015 hätten wir bereits 1,6 Planeten benötigt, um unseren Bedarf zu decken.
  4. Wenn es so weitergeht, würde die Menschheit  2100 2,3 Planeten benötigen!

 

Lesen Sie nochmals den Artikel 8 „Die Bakterien in der Flasche“ - glauben wir ernsthaft, dass diese Entwicklung so weitergehen kann, ohne dass es zur Katastrophe führt?

 

Wie ist es möglich, dass wir seit 1970 mehr verbrauchen als vorhanden ist?

 

Kohle, Öl und Gas ist nichts anderes als seit Millionen von Jahren gespeicherte Biomasse. Durch den Abbau verbrauchen wir also nicht Biomasse die JETZT produziert wird, sondern Biomasse die FRÜHER produziert wurde. Dadurch ist es möglich, dass wir „auf Pump“ leben.

 

Was verschlechtert unseren Fußabdruck hauptsächlich?

Grafik 9.7 - Fußabdruck und Biokapazität je Einwohner 2012 in gha

Durch die Nutzung von Kohle, Öl und Gas – aber hier dominant durch das Verbrennen – entsteht CO2. Beim Fußabdruck wird nun berechnet wie viel Fläche die Erde benötigen würde um dieses CO2 zu binden (= in Pflanzen zu speichern) damit die Atmosphäre nicht belastet wird.

 

Wie wir aus obiger Grafik sehen, ist CO2 der dominante Faktor für unseren zu großen Fußabdruck, der die Biokapazität der Erde übersteigt. Ohne vom Menschen verursachten CO2-Ausstoß wäre die Erde auch 2012 noch im Gleichgewicht!

 

Ist die Welt noch zu retten – ein Gedankenexperiment:

 

Variante 1:

Nehmen wir an die Weltbevölkerung, wächst wie angenommen bis 2100 auf 11,2 Mrd. Menschen an. Dann dürfte jeder Mensch 2100 nur noch 1,53 gha verbrauchen (Fußabdruck) – das haben wir in der ersten Grafik gesehen. Dies ist dramatisch weniger als die 2,83 gha, die wir pro Mensch 2012 verbraucht haben. Aber die 1,53 gha sind noch immer viel weniger als die 1,14 gha, die wir 2012 je Einwohner OHNE CO2 verbraucht haben.

 

Daraus folgt: Wenn die Menschen den Verbrauch von Kohle, Öl und Gas dramatisch senken würden (um 77%) dann wäre auch noch 2100 genug Bio-kapazität für jeden vorhanden!

 

Variante 2:

Nehmen wir an es würde gelingen dass die Weltbevölkerung ab 2030 alle 10 Jahre um 5% zurückgeht. Dann hätten wir 2100 ca. 6 Mrd. Menschen – soviel wie im Jahr 2000. Der Fuß-abdruck je Mensch könnte dann sogar leicht über dem Niveau von 2012 liegen (2,89 gha), ohne die Erde aus dem Gleichgewicht zu bringen!

 

Daraus folgt: Wenn die Weltbevölkerung um 16% geringer wäre als 2015, dann wäre keine Not-wendigkeit für Einschränkungen gegeben![33]

 

In beiden Fällen wäre die Welt 2100 wieder im Gleichgewicht!

 

Wir hoffen Sie verstehen jetzt, warum Future Aid das Bevölkerungswachstum als eine der drei größten Her­ausforderungen für die Zukunft erachtet!

 

Eine sinnvolle Strategie ist wohl die Kombination aus beidem – Eindämmen des Bevölkerungswachstums und massive Reduktion des Verbrauchs von Kohle, Öl und Gas!

 

Dieses Gedankenexperiment sollte Ihnen aber nur eines zeigen:

 

Wenn wir es nur wollen und tun, ist die Katastrophe abwendbar!

 

Bleiben Sie dran – hören Sie nicht auf zu lesen!

 

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

 

[1] In diesem Artikel werden hauptsächlich Grenzen im Hinblick auf den Klimawandel aufgezeigt, um die Länge des Artikels nicht zu sprengen. In späteren Artikeln wird eingehend auf Grenzen des Bevölkerungswachstums und der Wirtschafts­leistung eingegangen. Vereinfacht gesagt zeigen uns Grenzen für den Klimawandel auch Grenzen bei Bevölkerung und Wirtschaftsleistung auf, weil – vereinfacht - mehr Bevölkerung und mehr Wirtschaftsleistung mehr Klimawandel bedeutet.

[2] Der ehemalige Weltbank-Chefökonom und jetzige Leiter des volkswirtschaftlichen Dienstes der britischen Regierung Nicholas Stern hat im Auftrag der britischen Regierung einen rund 650 Seiten starken Bericht erstellt, der insbesondere die wirtschaftlichen Folgen der globalen Erwärmung untersucht. Sowohl Autor als auch Auftraggeber stehen wohl nicht im Verdacht, Panikmacher zu sein.

[3] Stern, Nicholas (2006): Stern Review on the Economics of Climate Change. Executive Summary Long Version German. In: The National Archives. UK Government Web Archive. Stern-Report (Original) (Stand: Juli 2016). Deutsche Zusammenfassung S. 5

[4] Ebd. S. 6

[5] Ebd. S. 6

[6] Ebd. S. 8

[7] Ebd. S. 11

[8] Ebd. S. 15

[9] Es sind dieselben CO2-Werte, die Sie schon aus Artikel 7 kennen. Die Temperaturen kommen aus derselben Quelle wie die CO2-Werte. In den technischen Anmerkungen zu Artikel 7 ist genau erklärt, wie Sie sich diese Zahlen selbst ansehen können. MAGICC

[10] Die Ergebnisse für 2015 sind bereits bekannt. „Die Oberflä­chentemperatur der Erde war 2015 die wärmste, seit die modernen Aufzeichnungen 1880 begannen… Die meiste Erwärmung fand in den letzten 35 Jahren statt, wobei 15 von 16 Rekordjahren allein auf die Zeit nach 2001 entfielen.“ NASA Goddard Institute for Space Studies. NASA (Stand Juli 2016)

[11] Auch hier muss man noch 0,6 Grad dazurechnen um auf den Anstieg seit 1850 - Beginn der industriellen Revolution - zu kommen. Der Wert von 3,2 Grad ist nur der Anstieg seit 1990. Die Aussagen des Stern-Reports beziehen sich aber auf den Anstieg seit 1850!

[12] Eine sehr gute und leicht verständliche Erklärung der Kipp-Punkte bietet das nur 23 Seiten lange Hintergrundpapier des Deutsche Bundesumweltamts. Kipp-Punkte. Der beste wissen­schaftliche Artikel dazu - der ein Meilenstein der Klimafor­schung war - ist Tipping Elements. Er ist aber schwer lesbar.

[13] Wer mehr über Kipp-Punkte lesen will: Bildungsserver - Wiki Klimawandel.

[14] Die Grafik ist aus: MISEREOR Grafiken zu Kipp-Punkten gibt es viele. Diese ist sehr anschaulich und in deutscher Sprache.

[15] Hier wird nur das Zusammenspiel von 2 Kipp-Punkten beschrieben. Tatsächlich sind wir beim Klimawandel durch 15 Kipp-Punkte bedroht.

[16] Sie können sich – für jeden Punkt der Erde - wie in einem Film ansehen, was bei einer Erwärmung von 2 bis 4 Grad überflutet wird! Sehr empfehlenswert! Surging Seas

[17] Diese Arbeit von 28 internationalen Wissenschaftlern – darunter Nobelpreisträger Paul Crutzen – ist ein Meilenstein um die Belastungsgrenzen des Planeten aufzuzeigen. Die Ergebnisse wurden 2009 veröffentlicht und wurden in die internationale Klimapolitik übernommen (2-Grad-Ziel). In Ergänzung zum Stern Report geht es hier jedoch nicht nur um Klimafragen, sondern um alle relevanten ökologischen Gren­zen.

[18] Rockström, J.; Planetary Boundaries: Exploring the Save Operating Space for Humanity; In: Nature. 461, 2009, S. 472–475. (24 September 2009) Der gesamte Artikel: Planetary Boundaries

[19] In Anlehnung an: Wikipedia Planetarische Grenzen

[20] Siehe Wikipedia: Planetarische Grenzen

[21] Dieselben Zahlen, die wir schon in Artikel 7 verwendet haben. UN Population Division

[22] BP Statistical Review of World Energy June 2016 S. 40. Die Statistiken von BP werden sehr häufig verwendet.

[23] BP Statistikal Review of World Energy June 2016 S. 6 und 9

[24] BP Statistical Review of World Energy June 2016 S. 20 und 23. Trio. = Trillionen = 1 mit 18 Nullen. cm = Kubikmeter

[25] BP Statistical Review of World Energy June 2016 S. 38

[26] Erneuerbare Energien wie Windenergie oder Solarstrom werden - um vergleichbar zu sein - in „Öl“ umgerechnet.

[27] Eigene Berechnungen.

[28] Einwegspritzen sind in der Regel aus PVC. Ein wesentlicher Rohstoff ist Ethan, das aus Rohöl gewonnen wird.

[29] Weiterführende Informationen bekommen sie auf der deutschen Webseite des Global Footprint Network

[30] Zu diesem Kapitel gibt es technische Anmerkungen.

[31] In Anlehnung an Wikipedia: Ökologischer Fußabdruck Der Ökologische Fußabdruck wir in Globalen Hektar (gha) ange­geben.

[32] Die Daten für Biokapazität und Fußabdruck stammen von der Webseite des Global Footprint Network. Die Daten zur Weltbevölkerung stammen von der UN Population Division - wir kennen sie schon aus Artikel 7.

[33] Damit wäre natürlich nur das Problem des zu hohen Ressour­cenverbrauchs rechnerisch gelöst. Das Problem, wodurch wir Öl und Gas mittelfristig ersetzen, bliebe bestehen.

 

© Peter Jöchle 2016

9 - Wo sind die Grenzen.pdf
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