Die Zukunft braucht unsere Hilfe!
Die Zukunft braucht unsere Hilfe!

Warum ein kurzfristiger Rückgang der CO2-Emissionen kein Grund zum Jubeln ist!

Die Corona-Krise weckt nicht nur Ängste, sondern auch Hoffnungen!

 

Zum Beispiel in Bezug auf den Klimawandel. Manche jubeln und sagen, die Luftqualität ist zwischen März und April fast weltweit besser geworden. Über sonst vom Smog vernebelten Städten war plötzlich der blaue Himmel wieder sichtbar und das müsse doch auch das Klima verbessert haben.

 

Doch kurzfristig verbesserte Luftqualität hat leider keine positiven Auswirkungen auf den Klimawandel!

 

Ja es stimmt, durch die weltweiten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus ist sichtbar und messbar die Luftqualität in den besonders von Smog geplagten Großstädten wie Peking und Neu-Delhi besser geworden. Wenn Menschen ihre Häuser nicht mehr verlassen dürfen, fahren sie auch nicht mehr mit dem Auto. Das ist einer der Hauptgründe für die verbesserte Luftqualität und den Rückgang von Feinstaub - den kleinen Rußpartikeln - die in großer Menge und bei fehlendem Wind zu Smog führen.[1]

 

Bedeutet der weltweite „Lock-Down“ neben weniger Feinstaub auch weniger CO2-Emissionen?

 

Bedingt ja, denn auch das von Autos ausgestoßene CO2 fehlt natürlich. Und nicht nur der Verkehr hat sich zwischen März und April beruhigt, auch die Industrie wurde kurzfristig heruntergefahren. Eine kürzlich in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ veröffentlichte Studie bestätigt, dass bedingt durch die Corona-Maßnahmen die weltweiten CO2-Emissionen im April 2020 durchschnittlich 17 Prozent niedriger waren als im Vorjahr.[2] Wieder jubeln manche und sagen, dass es nun einen Beweis für die zeitweise gesunkenen CO2-Emissionen gibt und sich das bestimmt positiv auf den Klimawandel ausgewirkt hat. Doch auch das stimmt so leider nicht!

 

Bedeuten kurzfristig weniger CO2-Emissionen auch weniger Treibhausgase in der Atmosphäre?

 

Leider nein! Kurzfristige Änderungen des Ausstoßes von klimaschädlichen Treibhausgasen wie CO2, Methan, FCKWs und Wasserdampf haben keinen signifikanten Einfluss auf das Klima.[3]

 

Woran liegt das? Das Klima der Erde wird wesentlich von Vorgängen in der Atmosphäre aber auch vom Ozean geprägt. Es ist ein sehr träges System und reagiert nur sehr langsam auf Änderungen, zum Beispiel den Gehalt an CO2 in der Atmosphäre. Das Mauna Loa Observatory (MLO) zeichnet seit den 1950ern den CO2-Gehalt der Atmosphäre auf und ist somit die älteste CO2-Messstation der Welt.[4] Trotz der gesunkenen CO2-Emissionen im April 2020 im Vergleich zum Vorjahr, verzeichnete die Messstation mit 414 ppm einen Anstieg des CO2-Gehalts der Atmosphäre auf den höchsten Wert, der jemals im Februar gemessen wurde.[5] Das liegt daran, dass CO2 eine sehr lange Verweildauer in der Atmosphäre besitzt – CO2 ca. 100 Jahre - und wir jetzt noch den CO2-Ausstoß von früheren Zeiten und Ereignissen messen.

 

Falls Sie das beunruhigt - zurecht!

 

Wir Menschen haben leider ein kurzes Gedächtnis und aktuelle Ereignisse verdrängen Ereignisse von vor ein paar Monaten sofort aus den Medien und unserer Erinnerung.

 

Auf der einen Seite freuen wir uns über 17% weniger Emissionen in einem Monat (April 2020).

 

Auf der anderen Seite haben wir Folgendes scheinbar schon wieder vergessen:

 

  • Die Buschbrände in Australien von Juni 2019 bis März 2020 setzten ca. 850 Millionen Tonnen CO2 frei.[6] Nur damit Sie eine Ahnung haben, wie viel das war: Die gesamte Luftfahrt hat in einem ganzen Jahr ca. 918 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß.[7]

  • Die Abholzung des Amazonas Regenwald im Jahr 2019 bei der durch Brandrodung mehr als 10.000 Quadratkilometer Regenwald zerstört wurden. Eine Fläche ca. so groß wie Oberösterreich.[8]

  • Das Auftauen des Permafrosts – ausgelöst durch die Erderwärmung - das enorme Mengen an Treibhausgasen freisetzt. 2019 hat man festgestellt, dass das 3-mal so schnell geschieht wie bisher angenommen.[9] Future Aid hat einen großen Artikel darüber geschrieben.[10]

  • Die Waldbrände in der Arktis im Sommer 2019 – ausgelöst durch den Klimawandel – wo in Sibirien, Kanada, Alaska allein im Juli 2019 60 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt wurden.[11] Und es brennt jetzt schon wieder![12]

 

Diese riesigen Emissionen sind schuld, dass die Treibhausgase auch jetzt – trotz Corona-Krise - höher sind als je zuvor!

 

Wir sehen, dass eine Pandemie mit kurzfristig geringerem Energieverbrauch nicht geeignet ist, den Klimawandel zu stoppen!

 

Hat die Pandemie also nichts für den Klimawandel gebracht?

 

Möglicherweise doch:

 

  • Wir sehen, welch schnelles und entschlossenes Handeln der Politik möglich ist, wenn die Bedrohung nur akut genug ist!

  • Wir sehen, zu welchen Verhaltensänderungen wir imstand sind, wenn wir nur die Notwendigkeit dafür verstehen!

  • Wir sehen, wie man auf Wissenschaft und Fakten hören kann, wenn es um unser Leben und unsere Gesundheit geht!

 

Wir sollten also die guten Dinge, die uns die Corona-Krise gelehrt hat, auch nach der Krise beim Klimaschutz anwenden, um die ungleich größere Klimakrise abzuwenden![13]

 

[1] Kurier: Corona-Krise macht die Luft sauberer

https://bit.ly/2AqjVEa

[2] Der Standard: Corona-Krise ließ CO2-Emissionen zeitweise um 17 Prozent sinken https://www.derstandard.at/story/2000117591569/corona-krise-liess-co2-emissionen-zeitweise-um-17-prozent-sinken

[3] NOAA: Can we see a change in the CO2 record because of COVID-19? https://www.esrl.noaa.gov/gmd/ccgg/covid2.html

[4] NOAA: Mauna Loa Baseline Observatory https://www.esrl.noaa.gov/gmd/obop/mlo/

[5] Austria Presse Agentur: Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre stieg 2020 weiter

https://bit.ly/2MhCRYo

[6] Zeit Online: Buschbrände setzen 830 Millionen Tonnen Kohlendioxid frei

https://bit.ly/2AmJB4K

[7] Wikipedia: Buschbrände in Australien 2019/2020

https://bit.ly/3dnW8TS

[8] DW: Rauchschwaden über Brasiliens Regenwald

https://bit.ly/3dnsVZl

[9] Standard: Arktischer Permafrost taut viel schneller als gedacht

https://bit.ly/2TWWBoy

[10] Future Aid: Permafrost – Die tickende Zeitbombe

http://bit.ly/2Saysdy

[11] Standard: Waldbrände in der Arktis erreichen beispielloses Ausmaß

https://bit.ly/2XLCE57

[12] Standard: In der Arktis drohen erneut Flächenbrände

https://bit.ly/2ZQQwOd

[13] Standard: Warum Corona ein Weckruf für die Klimadebatte sein könnte

https://bit.ly/39HvQJS

 

© Lisa Bauer/Peter Jöchle 1.6.2020