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sind!
Im Artikel 9 haben wir es als Skandal bezeichnet,
dass wir so wenig über den Klimawandel wissen und dass so wenig dagegen getan wird. Future Aid wird sich - neben dem Klimawandel – auch mit vielen andern Themen beschäftigen. Die Erkenntnisse die wir
in diesem und den nächsten Artikeln darstellen gelten auch für viele andere Themen, mit denen sich Future Aid in Zukunft beschäftigen wird!
Das Rätsel des zu wenig beachteten
Klimawandels!
Die wirkliche Dimension des Problems Klimawandel und die
Dringlichkeit habe ich erst durch die Arbeit an Future Aid erkannt. Für mich war es ein Rätsel, warum ich das nicht früher erkannt habe! Im Folgenden möchte ich erläutern, warum das für mich
rätselhaft war – in den danach folgenden Artikeln, versuchen wir das Rätsel zu lösen.[1]
Medien:
- Warum ich über Medien nicht mehr erfahren habe, ist merkwürdig, weil ich verglichen mit dem
durchschnittlichen Österreicher sicher wesentlich mehr politische und wirtschaftliche Magazine und Qualitätszeitungen lese und häufiger Nachrichtensendungen sehe und höre. Natürlich habe ich vom
Klimawandel gehört und etliche Artikel darüber gelesen. Das was ich gelesen habe hat mich beunruhigt aber nicht so stark, dass ich selbst nach weiterem Material gesucht hätte. Das heißt trotz
intensiver Mediennutzung ist mir die Bedeutung des Problems nicht klar geworden und hat daher bei mir auch keine Verhaltensänderung bewirkt.
- Es ist verständlich, dass einzelne Bevölkerungsgruppen und Unternehmensgruppen aus eigenen
Interessen eine breite Diskussion über den Klimawandel nicht wollen. Medienunternehmen sind auf wirtschaftlichen Erfolg angewiesen. Ich kann mir daher durchaus vorstellen, dass einzelne Lobbys
versuchen, auf Medienunternehmen Druck auszuüben – mit der Drohung Werbeeinschaltungen zu reduzieren - damit diese über bestimmte Dinge nicht berichten. Da ich aber nicht an Verschwörungstheorien
glaube und einige Medien auch durch öffentliche Gelder finanziert werden, kann ich mir nicht vorstellen, dass Druck ein ausreichender Grund ist, warum so wenig berichtet wird. Präziser muss man
eigentlich sagen, dass nicht unbedingt wenig berichtet wird, aber eindeutig die Dramatik und die Fakten die heute bekannt sind, nicht offengelegt werden.
- Wenn die Medien so wenig über den Klimawandel berichten und Druck kein Grund dafür ist, dann
kann es eigentlich nur daran liegen, dass sie selbst zu wenig darüber wissen oder glauben, dass Berichte darüber die Medienkonsumenten nicht interessieren. Beide möglichen Gründe habe ich für nicht
sehr plausibel gehalten.
- Eine spezielle Form von Medien sind Sachbücher, die für die breite Öffentlichkeit
geschrieben werden. Diese gibt es schon seit Langem zum Thema Klimawandel. Die Zahl ist in den letzten Jahren massiv gestiegen. Sie finden in jeder durchschnittlichen Buchhandlung sicher
einige davon. Uns sollte aber bewusst sein das die durchschnittliche Auflage eines Sachbuches ca. 2.000-3.000 Exemplare für den deutschsprachigen Raum beträgt.[2] Realistischerweise
erreichen gute Sachbücher also nur einen verschwindend geringen Teil der Bevölkerung. Ich hatte selbst einige Klassiker über Umweltschutz und Klimawandel zu Hause, bevor ich mit der Arbeit an
Future Aid begonnen habe. Zu dem Zeitpunkt, als ich sie gelesen habe, haben sie mich betroffen gemacht. Letztendlich sind sie aber im Bücherregal verschwunden und haben keine langfristige Wirkung
gehabt.
Politik:
- Dass die Regierung das Thema Klimawandel nicht in den Mittelpunkt stellt, verstehe ich schon
eher.
- Im Zusammenhang mit Klimawandel wird immer wieder darüber berichtet, dass wir unser
Verhalten ändern müssen und dies mit Einschränkungen und Verzicht verbunden ist. Dass die Regierung den Klimawandel nicht in den Mittelpunkt stellt, verstehe ich, weil Einschränkungen und Verzicht
nicht gerade geeignet sind, zusätzliche Wähler zu gewinnen. Merkwürdig erscheint es mir trotzdem weil neben der Regierung andere politische Gruppen, wie Gewerkschaften, Arbeiterkammer etc. sich damit
beschäftigen könnten – sie tun dies ja auch in anderen Bereichen wie z.B. Konsumentenschutz. Diese Gruppen sind nicht so unmittelbar von Wahlen betroffen und sind finanziell weitgehend unabhängig
gegenüber Druck von außen. Kann es sein, dass die politischen Institutionen schlichtweg zu wenig darüber wissen und daher selbst die Problematik nicht erkannt haben?
Wissenschaft:
- Wenn man es bei politischen Institutionen noch verstehen könnte, dass sie sich dem Thema
Klimawandel nicht stellen, dann verstehe ich dies aber umso weniger bei Universitäten und anderen öffentlichen Forschungsinstituten wie z.B. Wirtschaftsforschungsinstituten. Wo sind die
Fachrichtungen Psychologie, Soziologie, Politikwissenschaften, Volkswirtschaftslehre beim Thema Klimawandel? Sie sind Druck von außen wenig ausgesetzt und haben in gewissen Bandbreiten die Freiheit
Forschungsfelder selbst zu definieren. Wenn man nicht an Verschwörungstheorien glaubt, dann bleiben als Erklärung eigentlich nur, dass sie selbst zu wenig darüber wissen (nicht sehr wahrscheinlich)
oder dass sie die Dimension des Themas nicht ausreichend erkennen (schon eher möglich).
Bei allen drei Institutionen – Medien, Politik und Wissenschaft -
gäbe es einen sehr guten Grund sich mit dem Thema Klimawandel nicht oder nur am Rande zu beschäftigen:
- Wenn der Klimawandel nur ein mögliches aber kein sicheres
Problem wäre.
- Oder wenn Klimawandel zwar ein sicheres Problem wäre, es aber vollkommen
unklar ist, ob der Klimawandel nur leichte oder starke negative Auswirkungen hätte.
- Mit anderen Worten: Wenn es kein Problem gibt, dann muss man sich auch nicht damit
beschäftigen!
Genau daran kann es aber nicht
liegen!
- Bei der Arbeit an Future Aid habe ich Folgendes – mit Verblüffung -
erkannt:
- Für die Naturwissenschaften – und nur diese beschäftigen sich mit dem Klimawandel schon seit
Langem – ist der Klimawandel ein absolutes Faktum. Das bedeutet, dass er für die überwiegende Mehrheit[3] der Wissenschaftler eine absolute Gewissheit ist und nicht infrage gestellt
wird. Den Klimawandel zu leugnen wäre so wie wenn man behaupten würde, die Erde wäre eine Scheibe.
- Bei der überwiegenden Mehrheit der (Natur-) Wissenschaftler besteht aber nicht nur
Einigkeit darüber dass der Klimawandel existiert, sondern auch darüber
- dass wir viel zu wenig tun, um ihn in der notwendigen Zeit zu reduzieren
und
- dass er erhebliche bis katastrophale Folgen haben wird, wenn wir so weiter tun wie bisher
(zu spät und zu wenig).
- Verblüffend dabei ist aber Folgendes: Diese Erkenntnisse der Naturwissenschaften
sind nicht in unzugänglichen Studien und einer breiten Öffentlichkeit unbekannten Fachzeitschriften „versteckt“, sondern in einer enormen Fülle und Detailliertheit jedem frei
zugänglich! Im Institutionenverzeichnis finden Sie sehr viele Institutionen die Forschungsergebnisse zum Klimawandel öffentlich zugänglich machen – aber das ist nur ein kleiner Ausschnitt
aus der Gesamtzahl.
- Dies bedeutet: Daran, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht gefunden
werden, kann es also nicht liegen, dass so wenig darüber berichtet wird!
Dem Rätsel auf der Spur!
- Dem Rätsel bin ich auf die Spur gekommen als ich gezielt nach Literatur zum Thema „Warum tun
wir so wenig gegen den Klimawandel“ gesucht habe.
- Sehr plausible und insbesondere auch wissen-schaftlich untersuchte Gründe dafür habe ich
hauptsächlich bei der Verhaltensökonomie, der Psychologie und der Soziologie gefunden. Umfangreiche Untersuchungen zu dem Phänomen gibt es aber erst seit ca.
2005.
In den folgenden Artikeln beginnen wir uns nun mit der Frage zu
beschäftigen, warum wir so wenig wissen und warum so wenig getan wird. Die Wissenschaft (Psychologie, Soziologie, Politikwissenschaft) hat sich viel zu lange nicht mit dieser Frage
beschäftigt. In den letzten Jahren hat sich dies weltweit stark verändert. Einige große internationale Wissenschaftsverbände haben die Dringlichkeit erkannt und sind aktiv
geworden.[4]
Bei der Frage, warum wir so wenig wissen und warum so wenig getan
wird, gibt es 3 Bereiche, die wir uns näher ansehen sollten:
Der einzelne Mensch – also Du und
Ich
Die Medien
Die Politik
Zunächst aber - warum sollen wir uns überhaupt mit diesen Fragen
beschäftigen? Die Antwort ist recht einfach: Wenn wir die Gründe dafür kennen, warum so wenig getan wird, wissen wir – hoffentlich - wo wir ansetzen müssen, um etwas zu
verändern.
Bleiben Sie dran – hören Sie nicht auf zu lesen!
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
[1] Mir ist natürlich klar, dass ich nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung bin. Ich kann mir aber vorstellen, dass
vielen Menschen die sich grundsätzlich für Politik und Zukunftsfragen interessieren ebenfalls die Dimension und Dringlichkeit des Klimawandels nicht bewusst war.
[3] In jedem Wissenschaftsbereich wird es
immer einige wenige geben, die anderer Meinung sind. Wenn diese anderen Meinungen ordentlich überprüft und für falsch befunden wurden, brauchen wir uns mit diesen „Wissenschaftlern“ nicht weiter zu
beschäftigen.
[4] Im Institutionenverzeichnis finden Sie
einige der wichtigsten davon.
© Peter Jöchle 2016