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Bisher haben wir uns mit globalen Aspekten des Klimawandels beschäftigt. In diesem Artikel sehen wir uns an, wie die Situation in Österreich ist und wie die österreichische Klimapolitik aussieht.
Umweltschutz in Österreich
Grundsätzlich ist Österreich im Umweltschutz gut. Ein brauchbarer Indikator für Umweltschutz ist der Environmental Performance Index (EPI)[1]. Österreich belegt im Bericht für 2016 mit 86,6 von 100 möglichen Punkten den 18. Platz unter 180 Staaten. Dieser Befund ist sicher gerechtfertigt, weil Österreich hohe Umweltstandards hat. Im Hinblick auf den Klimawandel ist der EPI aber unbrauchbar,
Österreich und Kyoto
Im Artikel 16 haben wir erläutert, dass
Wie sieht Österreichs „Beitrag“ aus?[2]
|
Kyoto-Protokoll |
Erreichte |
Abweichung |
|
Einsparungsziel |
Veränderung |
vom Ziel |
|
in % |
in % |
in % |
Durchschnitt |
-4,0 |
-18,9 |
-14,9 |
Luxembourg |
-28,0 |
26,8 |
54,8 |
Austria |
-13,0 |
20,6 |
33,6 |
Denmark |
-21,0 |
7,6 |
28,6 |
New Zealand |
0,0 |
20,4 |
20,4 |
Liechtenstein |
-8,0 |
11,3 |
19,3 |
Germany |
-21,0 |
-3,3 |
17,7 |
Iceland |
10,0 |
26,1 |
16,1 |
Switzerland |
-8,0 |
7,8 |
15,8 |
Japan |
-6,0 |
7,8 |
13,8 |
Slovenia |
-8,0 |
5,2 |
13,2 |
Italy |
-6,5 |
2,6 |
9,1 |
Netherlands |
-6,0 |
-0,4 |
5,6 |
Norway |
1,0 |
6,5 |
5,5 |
European Union |
-8,0 |
-4,1 |
3,9 |
Monaco |
-8,0 |
-4,8 |
3,2 |
Croatia |
-5,0 |
-2,7 |
2,3 |
United Kingdom |
-12,5 |
-11,6 |
0,9 |
Belgium |
-7,5 |
-7,1 |
0,4 |
Finland |
0,0 |
-4,7 |
-4,7 |
Spain |
15,0 |
7,5 |
-7,5 |
France |
0,0 |
-10,0 |
-10,0 |
Ireland |
13,0 |
-1,8 |
-14,8 |
Czech Republic |
-8,0 |
-23,9 |
-15,9 |
Australia |
8,0 |
-8,3 |
-16,3 |
Poland |
-6,0 |
-24,2 |
-18,2 |
Sweden |
4,0 |
-18,6 |
-22,6 |
Slovakia |
-8,0 |
-31,3 |
-23,3 |
Hungary |
-6,0 |
-38,1 |
-32,1 |
Portugal |
27,0 |
-5,2 |
-32,2 |
Russian Federation |
0,0 |
-32,7 |
-32,7 |
Greece |
25,0 |
-10,5 |
-35,5 |
Bulgaria |
-8,0 |
-48,7 |
-40,7 |
Estonia |
-8,0 |
-51,4 |
-43,4 |
Lithuania |
-8,0 |
-51,7 |
-43,7 |
Romania |
-8,0 |
-51,9 |
-43,9 |
Latvia |
-8,0 |
-52,6 |
-44,6 |
Ukraine |
0,0 |
-56,6 |
-56,6 |
Tabelle 17.1 – Koyto-Protokoll – Ziele und Ergebnisse
Österreich im Vergleich zur EU
Österreich im Vergleich zur EU
Bei obigem Kyoto-Vergleich sind auch sehr große Staaten beinhaltet, die mit Österreich möglicherweise nicht vergleichbar sind (Russland, Australien, Japan, Ukraine, etc.). Österreich muss sich als Mitglied der EU aber mit den anderen EU Ländern vergleichen lassen. Es gibt auch keine sachlichen Gründe diesen Vergleich abzulehnen. Wir betrachten 2 wesentliche Kennzahlen: Emission von Treibhausgasen je Einwohner („wie viel Luftverschmutzung verursacht jeder von uns“) und Emission von Treibhausgasen je Million BIP („wie sauber oder schmutzig wird die Wirtschaftsleistung erbracht“).
Wie viel Treibhausgase emittieren wir pro Einwohner?
Wie viel Treibhausgase emittieren wir pro Mio. erwirtschaftetes Bruttoinlandsprodukt?
Die Fakten sind eindeutig! Häufig wird bei diesen Vergleichen argumentiert, dass diese nicht vergleichbar sind, wenn die Wirtschaftsentwicklung sehr unterschiedlich ist. Dieses Argument zählt aber nicht:
Wir können nicht ausschließen, dass es Leserinnen und Leser gibt, die internationalen Veröffentlichungen nicht trauen und es wird etliche geben die die englischsprachigen Texte nicht lesen können. Macht nichts!
Wie sieht der „Österreichische Klimarat“ die Situation Österreichs?
So wie es den Weltklimarat als höchste Instanz in weltweiten Klimafragen gibt, gibt es den „Österreichischen Klimarat“. Nahezu alle relevanten wissenschaftlichen Einrichtungen Österreichs nehmen daran teil. 2014 wurde der „Österreichische Sachstandsbericht Klimawandel 2014“[5] herausgegeben. Er umfasst 1096 Seiten! Future Aid kann Ihnen natürlich nicht zumuten, das zu lesen. Es gibt aber eine „Zusammenfassung für Entscheidungsträger“ die gerade einmal 20 Seiten hat und alles Wesentliche verständlich zusammenfasst. Jeder kann diese Zusammenfassung gratis downloaden.[6] Wir zitieren hier auszugsweise:[7]
Future Aid meint, das sind klare Aussagen, denen nichts mehr hinzugefügt werden muss!
Welche Auswirkungen wird der Klimawandel auf Österreich haben?
Exakt kann man das natürlich nicht wissen, wenn man dabei 50 Jahre in die Zukunft blickt. Aber es kann bereits viel besser abgeschätzt werden als viele vermuten!
COIN hat vermutlich das beste Wissen in Österreich über zukünftigen Schäden, die der Klimawandel in Österreich anrichten wird.[8]
Die Zusammenfassung der ökonomischen Auswirkungen des Klimawandels in Österreich ist gerade einmal 8 Seiten lang und sehr lesenswert.[9]
Einige der wichtigsten Aussagen:
Sehen wir uns – im Hinblick auf diese Aussichten - die Haltung der derzeitigen österreichischen Bundesregierung zum Klimaschutz an!
Einstellung zum Klimawandel:
Das ist der Einleitungstext, wenn Sie auf die Website des Umweltministeriums in den Bereich Umwelt und Klimaschutz gehen:
„Wenngleich Klimaveränderungen in der Erdgeschichte generell nichts Außergewöhnliches darstellen (1), dürften (2) menschliche Aktivitäten eine möglicherweise natürliche Erwärmung (3) wesentlich verstärken und beschleunigen. Weitere Reduktionsschritte für die Zeit nach 2020 (4) sind daher auf internationaler Ebene (5) unumgänglich, um die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre auf einem Niveau zu stabilisieren, welches u.a. eine natürliche Anpassung (6) der Ökosysteme auf die klimatischen Änderungen erlaubt.“[14]
Analysieren wir diese Aussagen:
Future Aid empfindet diese Einstellung der Bundesregierung[15] zum Klimawandel als Skandal!
Die Einstellung zum Paris-Abkommen:
Auf der Webseite des Umweltministeriums finden Sie ausführliche Informationen zum Paris-Abkommen.[16]
Diese sind jedoch weitgehend substanzlos und Sie werden keine Verpflichtungen oder Maßnahmen von Österreich finden.
Alle Staaten haben sich im Paris-Abkommen verpflichtet Maßnahmen zu definieren![[17]
Das schreibt das Umweltministerium dazu:
„Bis dato keine langfristige Gesamtstrategie für emissionsarme Entwicklung Österreichs vorhanden, nur Vorstudien.“[18]
Österreichische „Klimastrategie“ – Grünbuch
Im Mai 2016 haben 4 Bundesministerien ein „Grünbuch für eine integrierte Energie- und Klimastrategie“[19] herausgegeben. Es beinhaltet zum wesentlichen Teil eine Darstellung der Vergangenheit und dann verschiedene Szenarien. Es fehlt vollkommen, welches Szenario Österreich anstrebt und welche Maßnahmen man setzen will.
„Das vorliegende Grünbuch schafft die Grundlage für eine informierte und faktenbasierte Diskussion über eine integrierte Energie- und Klimastrategie. (1) Dabei ist sowohl über die Ziele bis 2030 als auch über eine langfristige Perspektive bis 2050 nachzudenken. (2)“[20]
„In Anlehnung an die Energie- und Klimaziele auf EU- und gesamtösterreichischer Ebene haben alle neun Bundesländer ihre eigenen Strategien verfasst (1), in denen sie sich zu den nationalen und internationalen Zielsetzungen bekennen (2). Die Kernbestandteile der Strategien sind hinsichtlich der konkreten Ziele sowie die zur Zielerreichung durchzuführenden Maßnahmen von Bundesland zu Bundesland zum Teil deutlich unterschiedlich. (3)“[21]
Was müsste Österreich tun, um die vereinbarten Klimaziele zu erreichen?
Wissen wir wirklich nicht was Österreich tun müsste, um die Klimaziele zu erreichen?
Natürlich wissen wir das!
Ein hervorragendes Tool ist der Klimarechner[22] auf der Website des Umweltministeriums. Es ist viel beeindruckender, das selbst auszuprobieren als es hier zu beschreiben. Dort sind alle Bereiche abgebildet, die für Klimaschutz relevant sind (Verkehr, Gebäude, Industrie, Stromproduktion, Land- und Forstwirtschaft, etc.). Sie können selbst bei jedem der Bereiche in 4 Stufen auswählen, ob man wenig oder viel für den Klimaschutz machen sollte. Es wird auch klar beschrieben, was bei jeder der 4 Stufen getan werden müsste. Sie sehen sofort in einer Grafik wie sich die Maßnahmen auf die Zielerreichung 2030 und 2050 auswirken.[23] Wir haben das natürlich ausprobiert um zu sehen was notwendig ist um die vereinbarten -30% Treibhausgase bis 2030 zu erreichen. Von den 19 Bereichen, in denen Maßnahmen gesetzt werden können müssen Sie bei sehr vielen die höchste Stufe 4 auswählen, um die vereinbarten 30% Treibhausgaseinsparung bis 2030 zu erreichen!
Was bedeutet das?
Zusammenfassung:
Die Klimapolitik in Österreich muss sich schnell und drastisch ändern!
Bleiben Sie dran – hören Sie nicht auf zu lesen!
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Weiter mit Artikel 18
[1] Der Environmental Performance Index (EPI) ist ein Versuch, die ökologische Leistungsbilanz von Staaten und Unternehmen quantitativ darzustellen und zu vergleichen. Er wurde vom Fachbereich Environmental Sustainability Index der Yale University entwickelt und basiert auf der Methodik der Nutzwertanalyse. Der Index entstand in Zusammenarbeit mit der Columbia University, dem Weltwirtschaftsforum und der gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission. Zitiert aus: Wikipedia - Environmental Performance Index. Die EPI-Webseite mit den österreichischen Ergebnissen finden Sie unter: EPI - Österreich
[2] In der Tabelle sind die Ziele und Ergebnisse für alle Länder aufgelistet. Der Ausgangswert für Österreich 1990 waren Treibhausgasemissionen von 79,050 Mio. t CO2-Equivalent. Quelle: Wikipedia - Kyoto-Protokoll. Mit 13% Reduktion hätten die Emissionen von 2008-2012 68,773 Mio. t sein dürfen. Tatsächlich waren es aber 82,937 Mio. t. Siehe: CO2e Emissionen Österreich 2008-2012 (Sie müssen die 414,658 Mio. t durch 5 dividieren (Anzahl der Jahre).
[3] Die historischen Treibhausgasemissionen für die EU und Österreich sind der CAIT-Datenbank entnommen. Die CAIT-Datenbank finden Sie auf der Webseite des World Resources Institute (WRI). Das WRI ist eine weltweit tätige Forschungseinrichtung. Die Einwohnerzahlen haben wir der The World Bank - World Development Indicators entnommen um von Emissionen auf Emissionen je Einwohner umzurechnen.
[4] Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst die Wirtschaftsleistung eines Landes und ist – vereinfacht - der Wert aller erzeugten Produkte und Dienstleistungen. Die BIP-Werte wurden aus den The World Bank - World Development Indicators entnommen.
[5] Den Bericht können Sie hier herunterladen: Sachstandsbericht Klimawandel 2014 (Achtung: 34 MB)
[6] Die Zusammenfassung können Sie hier herunterladen: Zusammenfassung Sachstandsbericht 2014
[7] Bitte lesen Sie diese Aussagen aufmerksam. Diese Aussagen trifft nicht Future Aid, sondern der österreichsche Klimarat. Sie werden sehen, dass viele Aussagen von Future Aid dadurch bestätigt werden. Der „österreichsche Klimarat“ heißt in Wirklichkeit Climate Change Center Austria (CCCA). Das ist nicht irgendeine NGO-Organisation. Mitglieder sind unter anderem nahezu alle Universitäten, die österreichische Akademie der Wissenschaften und das Umweltbundesamt. Siehe: CCCA
[8] COIN ist ein Projekt mit dem Titel „COst od INaction“ (Kosten des Nichtstuns). COIN ist eine der Aktivitäten des CCCA („Österreichischer Klimarat“). Über COIN.
[9] Die Auswirkungen des Klimawandels in Österreich
[10] Siehe: Die Auswirkungen… S. 1.
[11] Siehe: Die Auswirkungen… S. 5.
[12] Siehe: Die Auswirkungen… S. 5.
[13] Siehe: Die Auswirkungen… S. 6.
[14] Hier finden Sie diese Aussagen: Einstellung des Umweltministeriums zum Klimawandel
[15] Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft – wie es in der Langversion heißt - ist das für Klimaschutz zuständige Ministerium der Bundesregierung.
[16] Die Umsetzung des Pariser Abkommens in Österreich
[17] Sogenannte NDC´s (nationally determined contributions).
[18] Präsentation LGDS und (I)NDCs
[19] Hier können Sie das Grünbuch herunterladen: Grünbuch
[20] Siehe Grünbuch S. 1
[21] Siehe Grünbuch S. 85
[22] Den Klimarechner für Österreich finden Sie unter Klimarechner. Umfangreiche Informationen über den Klimarechner finden Sie im 2050 Calculator Wiki und unter How to build a calculator. Der Klimarechner wurde vom Department of Energy and Climate Change der britischen Regierung entwickelt und für etliche Staaten angepasst.
[23] Unter dem Menüpunkt Energie sehen Sie rechts oben die Grafik Treibhausgas-Emissionen. Unter der Überschrift sehen Sie um wie viel % die THG-Emissionen durch Ihre gewählten Ambitionsniveaus (1-4) bis 2030 und bis 2050 sinken.
© Peter Jöchle 2017